Pizzicato

Seht die Signale!

Mit einem Namen wie Christian Herrgott konnte nichts schiefgehen in der Stichwahl gegen einen AfD-Kandidaten. Und für Ex-Jesuitenschüler Oskar Lafontaine gilt stets das Luther-Credo: „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders!“

Nomen est omen: Wer, wenn nicht Christian Herrgott hätte den Aufstieg der Rechtsextremisten stoppen sollen? Heiliger geht’s nun wirklich nicht mehr. Der CDU-Kandidat hat die Wahl Uwe Thrums, des AfD-Gegenkandidaten, bei der Stichwahl zum Landrat im Kreis Saale-Orla in Thüringen, südöstlich von Weimar, doch noch verhindert. Freilich nur ganz knapp und mit vereinten Kräften – und vielleicht auch mit ein klein wenig Hilfe von oben.

In Deutschland ist angesichts von Ampelkrise und AfD-Boom viel die Rede von den zerrütteten Verhältnissen der Weimarer Republik. Viele sind bewegt, und der Nährboden für neue Parteien und Bewegungen ist groß. Sahra Wagenknecht hob ihr Bündnis im Kosmoskino an der Ostberliner Karl-Marx-Allee, einem Premierenkino in der DDR, aus der Taufe. Völker, seht die Signale!

Als Co-Pate stand ihr ein einstiger Jesuitenschüler zur Seite, der im Lauf der Jahrzehnte einige Metamorphosen durchgemacht, sein Credo indes von Martin Luther entlehnt hat: „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders!“ Oskar Lafontaine, Wagenknecht-Gespons und – lang ist’s her – Exchef der SPD und der Linkspartei, spielte in einer Nebenrolle den Friedensapostel. Eines aber haben die Deutschen aus der Geschichte gelernt: Ein rechtsextremer Österreicher – Martin Sellner – kommt ihnen nicht mehr ins Land.

E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.