Gerüchte

Entlässt Ukraines Präsident Selenskij seinen Armeegeneral noch diese Woche?

Öffentliche Termine der beiden Männer sind selten geworden: General Saluschnij und Präsident Selenskij.
Öffentliche Termine der beiden Männer sind selten geworden: General Saluschnij und Präsident Selenskij.APA/AFP/Handout
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Gerüchte über eine mögliche Entlassung des ukrainischen Generals Valerij Saluschnij durch Präsident Selenskij machen seit Wochenbeginn wieder die Runde. Offiziell dementieren beide Seiten. Was nichts heißt. Oder doch?

Schon vor mehreren Wochen häuften sich Medienberichte über das angeblich angeknackste Verhältnis zwischen General Valerij Saluschnij und Präsident Wolodymyr Selenskij. Die Beziehung zwischen den beiden Männern seien „schrecklich“, schrieb etwa der Ukraine-Korrespondent des britischen „Economist“. Dann kehrte wieder Ruhe ein. Präsidentenberater Mychailo Podoljak sprach im Dezember 2023 gegenüber der „Presse“ von einer „intakten Arbeitsbeziehung“.

Doch nun machen in der Ukraine erneut Gerüchte über eine mögliche Ablöse Saluschnijs, des Oberkommandierenden der Streitkräfte, die Runde.

Warten auf Dekret

Das seriöse ukrainische Nachrichtenportal „Serkalo Nedeli“ berichtete, dass es am Montag zu einem persönlichen Treffen zwischen dem Präsidenten und dem General gekommen sei, in dem Selenskij Saluschnij den freiwilligen Abgang vorgeschlagen habe. Angeblich habe der General geantwortet, dass es das gute Recht des Oberbefehlshabers sei, „zu entscheiden, mit wem er arbeiten wolle“. Allerdings habe er nicht vor, selbst ein Rücktrittsgesuch einzureichen. Rechtskräftig würde eine Entlassung nur mit einem entsprechenden Erlass aus dem Präsidentenamt.

Das ukrainische Online-Medium „New Voice“ berief sich auf eine Quelle in Sicherheitskreisen, die davon sprach, dass das Präsidentenamt gar mehrere Führungspositionen im Bereich der nationalen Sicherheit neu besetzen wolle. Die Spannung nahm zu und alle warteten nur noch auf den Ukas. Doch dann passierte – wieder einmal – gar nichts. Nun berichtet CNN, dass Selenskij Saluschnij zu sich geladen habe, um ihm von seiner bevorstehenden Kündigung zu unterrichten. Noch steht eine formale Bekanntgabe aus, doch bis Ende der Woche werde ein präsidentielles Dekret erwartet, so der US-Sender unter Berufung auf mit der Sache vertrauten Personen.

Saluschnij veröffentlichte Selfie mit Generalstabschef

Am Dienstag hatten mehrere Seiten den möglichen Schritt dementiert. Saluschnij veröffentlichte noch in der Nacht ein unkommentiertes Selfie, das ihn mit dem Chef des Generalstabs, Serhij Schaptala, zeigt. Die Message: Das Militär stehe hinter ihm. Auch Selenskijs Sprecher stritt die Ablösungsgerüchte ab. Das Verteidigungsministerium sagte ebenfalls: „Das stimmt nicht.“ Und Kyrylo Budanow, Chef des Militärgeheimdienstes GUR und ebenso wie Olexander Syrskij, Kommandeur der Bodentruppen, als möglicher Nachfolger Saluschnijs gehandelt, schrieb auf X: „Niemand wird abgelöst. Alle arbeiten auf ihren Posten. Beruhigt euch wieder.“ Sowohl Budanow als auch Syrskij sollen dem Präsidenten laut Medienberichten eine Absage erteilt haben.

Saluschnij ist in der Bevölkerung sehr beliebt, während Selenskij mit einem gewissen Popularitätsverlust zu kämpfen hat. Dass der General in den vergangenen Monaten zu einer eigenständigen Medienpersönlichkeit geworden ist, wird im Präsidentenamt in der Kiewer Bankowa-Straße nicht gern gesehen. Man kreidet ihm seine medialen Alleingänge ebenso an, wie den mangelnden Erfolg der ukrainischen Gegenoffensive. In der Bankowa betont man, dass Präsident Selenskij an der Spitze der politischen und militärischen Führung steht. Auch angesichts des ausbleibenden Kampferfolges im Krieg gegen Russland und der stockenden Waffenlieferungen durch die Verbündeten werden die Debatten über die richtige Vorgangsweise in Kiew heftiger.

Entscheidung womöglich verschoben?

Wird Saluschnij nun abgesetzt oder nicht? Das wird sich erst zeigen. Spekuliert wird, dass Selenskij tatsächlich den General loswerden wollte, wegen der großen öffentlichen Aufregung und mangels williger Kandidaten sein Vorhaben nun aber verschieben muss. Denn noch mehr offene Konflikte kann der Präsident nicht gebrauchen.

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