Menschenrechte

Regimekritische Rockband Bi-2 noch immer in Haft – Bei Abschiebung nach Russland drohe „Schlimmeres“

Derzeit säßen sechs der sieben Bandmitglieder in einer engen Zelle in Thailand.
Derzeit säßen sechs der sieben Bandmitglieder in einer engen Zelle in Thailand. APA / AFP / Jack Taylor
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Im Falle einer Abschiebung nach Russland drohe den Mitgliedern der regimekritischen Band Verfolgung, warnen Menschenrechtler. Einer der Musiker wurde mittlerweile nach Israel ausgeflogen, die anderen befinden sich noch in Haft.

Wegen unerlaubter Arbeit wurden die sieben Musiker der regimekritischen russischen Rockband Bi-2 letzte Woche in Thailand, auf der Urlaubsinsel Phuket, verhaftet. Nun planen thailändische Behörden offenbar ihre Abschiebung nach Russland – wohin, ist derzeit unklar. Dabei sind zwei der Bandmitglieder gar keine russischen Staatsbürger mehr, mehrere von ihnen haben auch einen israelischen Pass. Nach der Festnahme am 24. Jänner wurden alle sieben in Einwanderungshaft gebracht.

Während Medien berichtet hatten, dass nun die Abschiebung nach Russland bevorstehe, wurde nun am Dienstagabend einer der Bandgründer – Jegor „Ljowa“ Bortnik – nach Israel ausgeflogen, wie die Künstler berichteten. Bortnik verfügt zusätzlich über einen australischen Pass. „Der Rest der Gruppe sitzt immer noch in einem Migrationsgefängnis in einer engen Zelle mit 80 Personen“, schrieb Bi-2 auf Facebook.

In Russland droht ihnen Verfolgung

Der Band wird vorgeworfen, nicht über die gültigen Dokumente für den Auftritt auf Phuket verfügt zu haben. „Der Grund für die Festnahme waren falsch formulierte Unterlagen der Organisatoren“, teilte Bi-2 auf mehreren sozialen Netzwerken mit. Menschenrechtler warnten, dass der im Exil lebenden Gruppe im Falle einer Abschiebung nach Moskau wegen ihrer öffentlichen Kritik an der russischen Regierung Verfolgung drohe.

„Die thailändischen Behörden sollten die inhaftierten Mitglieder von Bi-2 sofort freilassen und ihnen die Weiterreise ermöglichen“, sagte Elaine Pearson, Asien-Direktorin von Human Rights Watch (HRW). „Unter keinen Umständen sollten sie nach Russland abgeschoben werden, wo ihnen wegen ihrer Kritik am russischen Präsidenten Wladimir Putin und Russlands Krieg in der Ukraine eine Verhaftung oder Schlimmeres drohen könnte.“

„Terrorismus gesponsert“ durch Unterstützung der Ukraine

Die russische Regierung betrachte die Gruppe als Bedrohung für die nationale Sicherheit. „Nach ihrer Inhaftierung in Thailand sagte Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, dass die Gruppe angeblich ,Terrorismus gesponsert‘ habe, indem sie Russland verurteilt und die Ukraine öffentlich unterstützt habe“, erklärte HRW.

Die thailändische Regierung sollte keines der Bandmitglieder nach Russland abschieben, forderte die Organisation. Bei einer gewaltsamen Rückführung drohten ihnen „höchstwahrscheinlich willkürliche Festnahmen und Inhaftierungen, mögliche Misshandlungen in der Haft, politisch motivierte Strafanzeigen und unfaire Gerichtsverfahren“. (APA/red.)

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