Stahlbau

Konjunkturflaute setzt Voestalpine zu

Die Aktie der Voestalpine ist heuer einer der schwächeren Werte im ATX. Auch auf Jahressicht ist sie kein Überflieger.
Die Aktie der Voestalpine ist heuer einer der schwächeren Werte im ATX. Auch auf Jahressicht ist sie kein Überflieger.APA/Hans Klaus Techt
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Die Nachfrage seitens der Bau- und Maschinenbaubranche schwächelt, das Energie- und das Eisenbahngeschäft laufen gut.

Der Konjunkturrückgang, der in den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahres (von April bis Dezember) den Linzer Stahlkonzern Voestalpine belastete, sei erwartbar gewesen, sagte Konzernchef Herbert Eibensteiner am Mittwoch bei der Präsentation der Neunmonatszahlen des Linzer Stahlkonzerns. Die Anleger hatten es offenbar nicht ganz so schlimm kommen sehen, denn die Aktie gab nach der Zahlenvorlage deutlich nach und war zeitweise der schwächste Wert im Wiener Leitindex ATX.

Der Gewinn hat sich in den ersten drei Quartalen 2023/24 von 864 auf 431 Mio. Euro halbiert, der Umsatz ist um 8,8 Prozent auf 12,4 Milliarden Euro gefallen. Allerdings hatte der Vergleichszeitraum, April bis Dezember 2022, das historisch beste Neunmonatsergebnis der Konzerngeschichte gebracht, die Latte lag also hoch. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank um 31,7 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro.

Die starken Zinserhöhungen in der Eurozone hätten die von der Europäischen Zentralbank (EZB) erwünschte Bremswirkung gezeigt. Diese schlage sich vor allem in den Bereichen produzierende Industrie, Investitionsgüter und Bau nieder, stellte Eibensteiner fest. Die Nachfrage der Konsumgüter-, Bau- und Maschinenbaubranche, vor allem des Werkzeugbaus, sei anhaltend schwach und werde das auch bis zum Ende des Geschäftsjahres bleiben. Besser gehe es den Geschäftsbereichen Energie und Eisenbahnsysteme sowie der Luftfahrtindustrie, die nach der Covid-Krise eine starke Erholung erfahre.

Strategisch sei die Voestalpine breit aufgestellt, wichtig sei, dass der Industriestandort keinen Wettbewerbsnachteil erleide. Erforderlich wären etwa der Ausbau der ­erneuerbaren Energieversorgung und der Netze. Eibensteiner übt in diesem Zusammenhang auch Kritik an der Politik: So würde Österreich den von der EU ermöglichten Freiraum nicht nutzen, indirekte CO2-Kosten für Unternehmen zu kompensieren. Das Stromkostenausgleichsgesetz sei hierzulande nicht verlängert worden, in anderen Ländern aber schon. Somit sei die Voest innerhalb Europas benachteiligt. „Mit den Energiekosten in den USA brauchen wir uns ohnehin nicht zu vergleichen“, meint ­Eibensteiner. Das geplante EU-Lieferkettengesetz – so begrüßenswert transparente Lieferketten seien – sei zu bürokratisch. Österreich solle sich dafür einsetzen, dass es praxistauglich werde.

Europa hinkt hinterher

Im laufenden Quartal erwarte man für Europa eine schwächere wirtschaftliche Entwicklung als in den anderen Regionen. In Nordamerika sei die Lage weiterhin robust, in Südamerika – für die Voestalpine ist vor allem Brasilien relevant – kühle sich die Konjunktur etwas ab. Chinas Wirtschaft wachse, doch würden die Probleme im Immobiliensektor wohl nicht so schnell gelöst werden und auch die Bauwirtschaft belasten. Die produzierende Industrie sollte sich hingegen gut entwickeln. Für das gesamte Geschäftsjahr, das noch bis Ende März läuft, erwartet das Unternehmen ein Ebitda am unteren Ende der bisher erwarteten Spanne von 1,7 bis 1,9 Milliarden Euro.

Analysten zeigten sich wenig überrascht von den Zahlen. Die Baader-Analysten haben ihr Kursziel bereits im Jänner gesenkt. Nun bleiben sie bei dem Kursziel von 36 Euro und der Kaufempfehlung für das Papier, das zuletzt um 26 Euro gehandelt wurde. Sie halten eine Stabilisierung des Stahlpreises und damit ein freundlicheres Umfeld für Stahlaktien auf Sicht von drei bis neun Monaten für möglich. Die Erste-Analysten sehen die gemeldeten Zahlen in einem ersten Kommentar „neutral“ für den Aktienkurs. Die Zahlen seien weitgehend im Rahmen der Marktprognosen gelegen.

Unter den ATX-Werten ist die Voestalpine heuer bis dato einer der schwächeren. Der heimische Leitindex ist unter dem Strich unverändert ins neue Jahr gestartet. Bei den einzelnen Werten zeigen sich jedoch große Unterschiede. Die Spanne reicht von plus acht Prozent für die Erste Bank bis minus 19 Prozent für das AT&S-Papier, das infolge einer Umsatzwarnung eingebrochen war. Der Leiterplattenhersteller leidet der Deutschen Bank zufolge unter einer geringeren Nachfrage seiner Kunden, bedingt durch hohe Lagerbestände, insbesondere bei Servern, sowie einem unvorteilhaften Produktmix und erhöhtem Preisdruck.

Doch auch die Aktien der Stromversorger Verbund und EVN sowie des Faserherstellers Lenzing weisen seit Anfang Jänner ein Minus im zweistelligen Prozentbereich auf. Gut schlagen sich dagegen die Finanzwerte: Neben der Erste Group konnten auch Bawag, Uniqa und Raiffeisen zulegen. Auch die Telekom Austria findet sich unter den Gewinnern.

30 Prozent Ausschüttung

Die Voestalpine ist hingegen heuer der fünftschwächste Wert. Auch auf Sicht von einem Jahr liegt die Aktie 16 Prozent im Minus. Auf Fünfjahressicht gibt es ein mageres Plus von sechs Prozent. Das Unternehmen wolle an seiner Dividendenpolitik – einer Ausschüttungsquote von 30 Prozent – festhalten, kündigte Eibensteiner auf Nachfrage an. Dazu gebe es aber noch keine finale Entscheidung, zumal das Geschäftsjahr noch nicht abgeschlossen sei.

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