Morgenglosse

Das große Gerangel im Bullenstall

Das Wappentier vor der Formel-1-Fabrik im britischen Milton Keynes.
Das Wappentier vor der Formel-1-Fabrik im britischen Milton Keynes. Reuters
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Wegen Red-Bull-Teamchef Christian Horner hängt der Haussegen nicht nur bei den Formel-1-Weltmeistern schief. Dem Mutterkonzern droht Ähnliches.

Eigentlich sollte der Red-Bull-Bolide für die neue Formel-1-Saison präsentiert werden, alle Augen aber waren an diesem Donnerstagabend auf Christian Horner gerichtet. Eine Mitarbeiterin wirft dem langjährigen Teamchef des Weltmeister-Rennstalls „grenzüberschreitendes Verhalten“ vor, er bestreitet, es gilt die Unschuldsvermutung, eine Untersuchung läuft. Aber Red-Bull-Imperium und F1-Eigentümer Liberty Media sind in Aufruhr. Dass Horner bei der Präsentation dann „Red Bull Way“, Teamkultur und all die „sacrifices“ pries, aber kein Wort zur Causa prima verlor, war nicht überraschend, aber natürlich ein Farce.

Damit nimmt das Chaos im Bullenstall seinen Lauf. Was gäbe es nicht alles zu glossieren: den mit der Untersuchung betrauten Anwalt, der erst einmal auf Urlaub gefahren ist; Ex-F1-Zampano Bernie Ecclestone, der anscheinend plötzlich geläutert Horner empfahl zurückzutreten, sich dann aber besann und doch zum erprobten Weg des Aussitzens riet; die nicht unwahrscheinliche Intrige des Verstappen-Clans um Weltmeister Max, dessen Loyalität vor allem Helmut Marko und damit dem wahren Entscheider in der Red-Bull-Garage gilt; und schließlich die Rolle von Marko selbst, dem 80-jährigen Steirer und einstigen Intimus des verstorbenen Red-Bull-Bosses Dietrich Mateschitz, der Horner wohl allzu gern loswerden würde.

Die Causa ist nicht nur für Red Bull Racing, wo man sehr genau weiß, dass die geringste Ablenkung in einer High-End-Umgebung wie der Formel 1 zulasten der Performance geht, eine Zerreißprobe, sondern auch für die Konzernzentrale in Fuschl. Dort wird am Ende über Horners Zukunft entschieden und dort wird man, egal ob die Vorwürfe sich bewahrheiten oder nicht, auch bewerten, dass der 50-Jährige weder im F1-Zirkus noch bei den Fans der Netflix-Erfolgsserie „Drive to survive“ sonderlich hohe Sympathiewerte genießt. Ganz und gar nicht nach der sonst im Unternehmen gepflegten Diskretion auch sein zur Schau gestellter Lebensstil. Vor allem aber steht in Fuschl der Milliardenerbe Mark Mateschitz vor seinem ersten öffentlich-medialen Prüfstein – und vor einer ersten Gelegenheit Profil zu zeigen. Brisant dabei nämlich: Horner hat seine Fühler längst zu den thailändischen Mehrheitseigentümern ausgestreckt.

Red Bulls Weltmeister-Trio Christian Horner, Max Verstappen, Helmut Marko (v.l.n.r.).
Red Bulls Weltmeister-Trio Christian Horner, Max Verstappen, Helmut Marko (v.l.n.r.). APA

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