Stockholm

Rendi-Wagner wird Chefin der EU-Gesundheitsagentur

Imago / Martin Juen
  • Drucken

Die ehemalige SPÖ-Chefin kehrt zu ihren Wurzeln zurück. Die in Stockholm angesiedelte Agentur spricht sich für die ehemalige Gesundheitsministerin aus.

Vom Bundespräsidenten abwärts gratulierte das offizielle Österreich am Mittwoch einer, die die Spitzenpolitik erst vor Monaten wenig ruhmreich verlassen hatte – und nun eine neue, erfolgversprechende Karriere auf europäischer Bühne startet: Pamela Rendi-Wagner wurde vom 27-köpfigen Verwaltungsrat der EU-Gesundheitsagentur ECDC (kurz für: Europäisches Zentrum für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten) als Direktorin für eine Amtsperiode von fünf Jahren vorgeschlagen. „Ich fühle mich zutiefst geehrt“, so die Nominierte laut Aussendung der 2005 gegründeten Behörde. Bevor die Ernennung offiziell ist, muss sie noch in einer Anhörung vom Europaparlament bestätigt werden.

Die 52-Jährige hatte sich in der Endauswahl erfolgreich gegen drei weitere Bewerber durchgesetzt und folgt der deutschen Medizinerin Andrea Ammon nach, die den Posten seit 2017 innehatte und nun in Pension geht. „Der Vorstand ist überzeugt, dass ihre Erfahrung, Vision und Pläne dem Zentrum gute Dienste leisten werden“, betonte die Vorsitzende des Verwaltungsrats, Anni Virolainen-Julkunen. Besonders Rendi-Wagners Expertise im Bereich Infektionskrankheiten, Impfstoffe und Reisekrankheiten, zu denen die Ärztin bereits zu Studienzeiten an der Universität Wien geforscht hatte, habe die Entscheidung beeinflusst.

Die im Raum Stockholm ansässige Gesundheitsagentur ist laut eigener Definition für die Prävention und den Kampf gegen Infektionskrankheiten auf EU-Ebene verantwortlich. „Unsere Mission ist es, Bedrohungen der menschlichen Gesundheit durch Infektionskrankheiten rechtzeitig zu erkennen, zu evaluieren und zu kommunizieren“, heißt es auf der Webseite der Behörde. Dazu zählen die Weitergabe wissenschaftlicher Expertisen an die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten sowie die Koordination und Vernetzung wichtiger Interessenvertreter im Gesundheitsbereich. Ins Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung trat die ECDC vor allem während der Coronapandemie ab 2020.

Genaue ECDC-Kennerin

Für Rendi-Wagner war die Bewerbung ein logischer Schritt: Die an der Universität Wien promovierte Epidemiologin ist auf Infektionskrankheiten und Tropenmedizin spezialisiert. Ab dem Jahr 2011 war sie Generaldirektorin für öffentliche Gesundheit und als solche bereits im ECDC-Verwaltungsrat tätig, kennt die Gesundheitsagentur also aus eigener Erfahrung.

2017 folgte als Gesundheits- und Frauenministerin im Kabinett von Christian Kern (SPÖ) der Weg in die Spitzenpolitik. Nach dessen plötzlichem Abgang übernahm Rendi-Wagner die Führung der zerrütteten Partei im November 2018 – ihre beruflich wohl schwierigste Zeit begann. Parteiinterne Querelen konnte die erste Frau an der SPÖ-Spitze nicht abstellen, besonders mit Widersacher Hans Peter Doskozil wurden Meinungsverschiedenheiten mitunter auch über die Medien ausgetragen. Dies brachte Rendi-Wagner den Vorwurf ein, in der Politik fehl am Platz zu sein. Im vergangenen Frühsommer wurde nach einer Mitgliederbefragung schließlich Andreas Babler auf einem außerordentlichen Parteitag zum neuen SPÖ-Vorsitzenden bestimmt, Rendi-Wagner zog sich zurück und ist derzeit laut Information des ECDC an der Med-Uni Wien beschäftigt.

Österreichs Regierung hatte die Bewerbung der Wienerin in den vergangenen Monaten aktiv unterstützt, wie das Gesundheitsministerium in einer Aussendung wissen ließ. Außenminister Alexander Schallenberg freute sich, dass bald die dritte EU-Agentur „unter rot-weiß-roter Leitung“ stehen wird.

Unter österreichischer Leitung

Neben der ECDC sind dies das die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) mit Sitz in Parma – Geschäftsführer ist Bernhard Uhl – und die EU-Eisenbahn­agentur (ERA) in der französischen Stadt Valenciennes (Exekutivdirektor Josef Doppelbauer).

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.