Stilkritik

Oscar-Looks wie aus dem Himmel, eine Schwangerschaft und ein Mode-Malheur

Ein Mode-Malheur auf der Bühne: Emma Stones Louis Vuitton Kleid ist gerissen.
Ein Mode-Malheur auf der Bühne: Emma Stones Louis Vuitton Kleid ist gerissen. REUTERS/Mike Blake
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Die Funkelnden bildeten diesen Abend eine recht große Gruppe. Und klassisches Schwarz war wieder gern gesehen. Dazwischen: Baby-News und ein gerissener Zipp-Verschluss.

Es glitzerte wieder einmal am roten Teppich, der heuer tatsächlich wieder rot war (letztes Jahr war er champagnerfarben). Fast hat man den Eindruck, die Garde hätte sich abgesprochen. Etwas, das langjährige Stilkritiker übrigens bemängeln – weil die Mode immer eintöniger werde, in den Neunzigern sei das noch anders gewesen. Da hätten sich Stars und Sternchen teils gar noch selbst eingekleidet. Heute tun das Stylisten. Eva Longoria machte das recht deutlich, als sie nach der Marke ihrer Diamantenkette gefragt wurde: selber ausgesucht sei da nichts, sagte sie (die Kette war von Boucheron, das Kleid – siehe unten – von Tamara Ralph).

In der Farbe war man diesmal himmlisch zurückhaltend. Neben Schwarz dominierten vor allem helle Töne die Nacht: Eisgrau, Mint, Babyblau, Silber, Weiß. Florence Pughs Glasperlen am korsettartigen Oberteil erinnerten an dicke Regentropfen, ihre Träger schwebten (wie Emily Blunts) frei ein paar wenige Zentimeter über den Schultern – eine Kreation der jungen Mailänder Marke Del Core. Blunts ebenfalls schwerelos erscheinende Robe sah man schon am Laufsteg der Schiaparelli-Couture-Show für Frühjahr/Sommer 2024, eine Kollektion, die tatsächlich von All und Himmel inspiriert war (sie machte mit einem kleinen Roboterbaby von sich reden). Ariana Grandes rosafarbiger Bausch von Giambattista Valli fiel zwar farblich aus der Reihe, ähnelte dafür aber in seiner Silhouette einer dichten Wolkendecke (im Morgengrauen?), ein diametraler Gegensatz zur Kirsten Dunsts weißem geradlinigem Look von Gucci.

Ätherische Akzente und ein Mode-Missgeschick

Lily Gladstones Schleppe vom mitternachtsblauen Gucci-Kleid zierten Stickereien, die irgendwo zwischen Blumen und Sternen lagen. Recht ähnlich waren die Federspiele von Da’Vine Joy Randolph (Louis Vuitton) und Lupita Nyong’o (Armani) an diesem Abend. Beide in glitzernden blaugrauen Roben, mit Gefieder an Ärmeln und Hüfte. Als Flügel inszenierte auch Laverne Cox ihre Stola zum Vintage Mugler-Look, ein bisserl ähnlich dem goldenen Schnatz von Harry Potter.

Die Männer lieferten heuer kaum Garderobenstunts, mit Ausnahme des nackten John Cena in Birkenstock-Schlapfen. Und Ryan Gosling vollzog über den Abend drei Outfitwechsel, „I‘m just Ken“ gab er freilich ganz in Pink zum Besten. Dafür hatten die Herren aber ein neues Must-Have: Broschen. „Barbie“-Darsteller Simu Liu trug eine zum Fendi-Anzug in Wickeloptik, Colman Domingo hatte ein Exemplar auf seiner Fliege befestigt (sein Smoking war von Louis Vuitton).

Nicht ganz so himmlisch saß wohl Emma Stones Kleid, sie hatte das Volumen aus ihren „Poor Things“-Ärmeln ins mintfarbene Louis Vuitton-Schößchen umverteilt. Süß, nur war es zum ungünstigen Zeitpunkt der Dankesrede – sie wurde als beste Hauptdarstellerin für „Poor Things“ ausgezeichnet – gerissen. Bitte nicht hinschauen, meinte Stone nur, versucht dabei den kaputten Zipp einhändig zu kaschieren.

Schattenseite mit Baby-Licht

Nun zur dunklen Seite des Abends, die mehr dem Bomben-Sieger „Oppenheimer“ entsprach. Das Hoch von Schwarz hatte sich zuletzt am Laufsteg abgezeichnet. Gar Margot Robbie hat sich nach der mehrmonatigen Pressetour am Pink wohl satt gesehen, sie beschloss das Barbie-Kapitel in einer dunklen Versace-Robe. Die Oscar-nominierte America Ferrera (Gloria im „Barbie“-Film) hielt derweil auch im schimmernden Kleid (auch Versace) das themenbasierte Rosa hoch, gemeinsam mit ihrem ebenfalls nominierten Kollegen Gosling, der zum Gucci-Anzug pinke Socken trug.

Wer nicht mit Farbe beeindruckte, tat sich mit raffinierten Linien hervor. Allen voran die 92-jährige (!) Rita Moreno mit langen Abendhandschuhen und einer ordentlichen Portion Volants um den Hals. Sandra Hüller (Schiaparelli) und Eva Longoria setzten auf exaltierte „Maleficent“-Ausschnittpartien, Greta Lee und Maitreyi Ramakrishnan auf weiße Akzente. Im figurbetonten schwarzen Kleid von Vera Wang machte Vanessa Hudgens auf sich aufmerksam. Weniger wegen einer fulminanten Robe, mehr hinsichtlich der Wölbung darunter. Die Schauspielerin verkündete am roten Teppich ihre Schwangerschaft, eine wiederum himmlische Botschaft.

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