Insolvenzen

Causa Signa: Keine Geldspritze vom deutschen Milliardär Kühne

„Die Vermutung, dass die Kühne Holding einen solchen Betrag als Massekredit der ehemaligen SPS AG (Signa Prime Selection AG, Anm.) zur Verfügung stellen könnte, entspricht nicht den Tatsachen und ist auch nicht von uns beabsichtigt“, hieß es.
„Die Vermutung, dass die Kühne Holding einen solchen Betrag als Massekredit der ehemaligen SPS AG (Signa Prime Selection AG, Anm.) zur Verfügung stellen könnte, entspricht nicht den Tatsachen und ist auch nicht von uns beabsichtigt“, hieß es.IMAGO/Michael Gstettenbauer
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Ein Sprecher dementierte den Notkredit im Volumen von 100 Mio. Euro. Nun
sei ein britisch-amerikanischer Investor im Spiel. Sanierer Grossnigg tritt ab:
„Meine Bettelbriefe wurden nicht gehört.“

Das insolvente Immobilienunternehmen Signa Prime braucht dringend frisches Geld, um den Weiterbetrieb während des kontrollierten Abverkaufs ihrer Luxusimmobilien überhaupt stemmen zu können. Der deutsche Milliardär und Logistiker Klaus-Michael Kühne winkte laut „FAZ.NET“ bereits ab. Von ihm sollte Insidern zufolge ein Notkredit von mehr als 100 Mio. Euro kommen, hatten die Nachrichtenagenturen Reuters und Bloomberg zuvor berichtet.

Gerüchte über Verhandlungen zu diesem Insolvenzmassekredit wies ein Sprecher des Milliardärs, der auch bei der Signa investiert ist, gegenüber der Online-Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung („FAZ“) Dienstagabend zurück. „Die Vermutung, dass die Kühne Holding einen solchen Betrag als Massekredit der ehemaligen SPS AG (Signa Prime Selection AG, Anm.) zur Verfügung stellen könnte, entspricht nicht den Tatsachen und ist auch nicht von uns beabsichtigt“, hieß es.

Davor hatte es geheißen, Kühne und einige Banken könnten den Kredit bereitstellen. Das Geld hätte Liquidität zur Deckung von Rechnungen und zur Fortsetzung der Bauarbeiten bereitstellen sollen.

Neue Geldspritze

Statt Kühne kam mittlerweile ein britisch-amerikanischer Geldgeber ins Spiel, der laut Recherchen der Zeitung „Der Standard“ (Mittwochsausgabe) als Private-Debt-Investor bereit ist, für vier Jahre (plus ein Jahr optional) ein Darlehen von rund 100 Mio. Euro zur Verfügung zu stellen. Er will angeblich 15 bis 20 Prozent Zinsen sehen und an einem etwaigen Mehrerlös aus der Verwertung beteiligt werden. Das Geld der Spezialisten für Krisenfinanzierungen könnte rasch fließen. Die Entscheidung über diese Geldspritze solle in den nächsten 14 Tagen fallen. Die Gespräche sind dem Bericht zufolge weit gediehen, sei in Finanzkreisen zu hören. Wer genau hinter dem Angebot steht, ist nicht berichtet worden.

Von den Sanierungsverwaltern bisher mehr oder weniger ignoriert werde laut „Der Standard“ ein 2,5 Mrd. Euro schweres Übernahmeangebot aus der Karibik: Seit Montagfrüh mache ein Angebotsmail aus der Dominikanischen Republik die Runde, deren Absender ein gebürtiger Österreicher sei: Andreas Vorsteher habe an die Sanierungsverwalter von Signa Prime und Signa Development geschrieben, dass die Quisquaya Group, deren Gründer und Chef er sei, anbiete, Prime und Development und ihre Untergesellschaften im Rahmen eines Bail-outs zu übernehmen. In Summe würde man bis zu 2,5 Mrd. Euro auf den Tisch legen, die von einem Investor aus den Vereinigten Arabischen Emiraten kämen, habe Vorsteher auf Nachfrage gesagt; Namen nenne er nicht.

Sein Ziel als Experte für Stadt- und Standortmarketing sei es, die Unternehmen fortzuführen sowie weiterzubauen, dafür gebe es 1,5 Mrd. Euro von US-Investoren. Er habe bereits am 7. Februar Anfragen gestellt, sei aber vom Management ignoriert worden. Beim Prime-Sanierungsverwalter heißt es dem Zeitungsbericht zufolge, man prüfe alle einlangenden Unterlagen intensiv. Vorsteher hatte sein Anbot laut „Der Standard“ von einer Gmail-Adresse geschickt.

Beim ebenfalls insolventen Immobilienentwickler Signa Development hatte der heimische Bauindustrielle und Ex-Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner mit einem Massekredit in Höhe von 25 Mio. Euro ausgeholfen.

Langjähriges Prozedere

Über einen Zeitraum von drei bis maximal fünf Jahren verkaufen die Sanierungsverwalter Norbert Abel für die Signa Prime und Andrea Fruhstorfer für die Signa Development nun als Treuhänder alle Vermögenswerte. Das hatten die Gläubiger am Montag am Handelsgericht mehrheitlich entschieden. Kontrollierter Abverkauf statt Konkurs, lautet das weitere Prozedere. Ein Notverkauf ist vorerst vom Tisch. Die Sanierungspläne müssen aber auch noch vom Handelsgericht Wien bis Juni bestätigt werden. Die Gläubiger sollen im Zuge des Insolvenzverfahrens mindestens 30 Prozent ihrer offenen Forderungen ausbezahlt bekommen.

Doch Garantie dafür gibt es keine: „Das kann man nicht so voraussagen, aber das wäre der Plan. Das hat auch der Gutachter so bestätigt“, sagte Signa-Vorstand Erhard Grossnigg dazu. „Die Eigentümer haben ihr Vermögen abgegeben und jetzt schauen wir, dass wir gut abwickeln.“

Der seit vergangenem Dezember amtierende Vorstand der Signa Prime und der Signa Development zieht sich nach den kommenden Hauptversammlungen der beiden Immobiliengesellschaften am 10. April aus dem Management der insolventen Gesellschaften zurück. Die Treuhänder übernehmen das Ruder. Den Schritt begründete der 77-jährige Sanierungsexperte zunächst mit einem Hinweis auf sein Alter.

Grossnigg fand nun aber auch deutlichere Worte: „Meine Bettelbriefe wurden nicht gehört“, sagte er laut „Kleine Zeitung“ (Mittwoch). Demnach wollte er jene reichen Aktionäre, die bis dahin Signa-Gründer René Benko schon mit hohen Summen unterstützt hatten, zu weiteren hohen Einschüssen bewegen. Mit dem vorsichtigen Versprechen, über diesen Weg das wertvolle Immobilienvermögen nicht durch Abverkauf schmälern zu müssen, sondern zumindest weitgehend und werterhaltend zu retten. „Aber die Aktionäre waren dazu nicht bereit“, sagte Grossnigg ohne Umschweife zu der Zeitung. Vermögen zu bewahren sei dem Sanierungsexperten zufolge auch deshalb nicht gelungen, „weil Signa Ende 2023 finanziell schon völlig ausgehungert war“.

„Nicht zu retten“

Bei der Signa habe sich selbst der „Paradesanierer “ letztlich die Zähne ausgebissen, „Benkos Reich war nicht zu retten“, schreibt auch die „Tiroler Tageszeitung“ (Mittwochsausgabe). Die so dringend benötigten Überbrückungskredite konnte er nicht aufstellen.

Im Dezember von seinem Freund und Signa-Großinvestor Haselsteiner an Bord der Signa geholt, hätte Grossnigg zunächst 350 Mio. Euro bei Geldgebern auftreiben sollen, später nur noch 150 Mio. Euro. „Ohne Risikokapital keine Rettung“, hält die „Kronenzeitung“ (Mittwoch) fest.

Der Abbau der Signa-Gruppe ist jedenfalls mittlerweile auch nach außen hin sichtbar geworden: Der Baukran, der seit Monaten auf der Lamarr-Baustelle in der Wiener Mariahilfer Straße stillgestanden war, wurde am Dienstag entfernt. Und auch die angemietete Signa-Zentrale auf der Freyung in der Wiener Innenstadt ist mittlerweile Geschichte - das gesamte Inventar kam unter den Hammer. (APA)

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