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Feiertagsfolge: Der Tschetschene und IS-Aussteiger, der weiß, wie es ist, wenn man als Jugendlicher kriminell wird

Ahmad Mitaev, 24.
Ahmad Mitaev, 24. Beigestellt.
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Ahmad Mitaev galt einst als Österreichs jüngster U-Häftling und wollte mit 14 als IS-Kämpfer in den Krieg nach Syrien ziehen. Heute ist er 24 und berät Jugendliche, die so verloren sind, wie er es einst war. Ein Waffenverbot begrüßt er, auch sonst macht er sich viele kluge Gedanken. Ein beeindruckend offenes und klares Gespräch über seine Geschichte.

Ahmad Mitaev lebt seit 20 Jahren in Österreich und ist stolz auf seine tschetschenischen Wurzeln. Auf Tiktok hat er als „ahmadtvie“ knapp 32.000 Follower, dort macht er Erklärvideos, in denen es um Kriminalität geht, um Gewalt auf der Straße und die Arbeit der Wiener Polizei. Sehr oft ist neben Ahmad der 60-jährige Grätzlpolizist Uwe Schaffer zu sehen. Als „Cop und Che“ kennt man das ungewöhnliche Duo, das in Wien auch in Bildungseinrichtungen Schulungen abhält.

Heute ist Ahmad Mitaev 24 Jahre alt, in wenigen Wochen wird er zum ersten Mal Vater und gerade ist ein Buch über ihn und den Polizisten erschienen („Cop und Che - Wie ein Tschetschene und ein Polizist zu TikTok-Stars wurden“ von Edith Meinhart, Mandelbaum Verlag). Sein Vater, seine ältere Schwester und der Rest der Familie sind stolz auf Mitaev, der in den vergangenen Tagen besonders viele Medientermine absolviert hat. Schuld daran ist nicht nur das aktuelle Buch, sondern die Nachrichtenlage. Ganz Österreich redet von steigender Jugendkriminalität und die Herabsetzung der Strafmündigkeit von 14 auf zwölf Jahren. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) hat jetzt in Windeseile eine Waffenverbotszone am Reumannplatz durchgesetzt. Eine Maßnahme, die Mitaev begrüßt, wie er im Podcast der „Presse“ erzählt. Er weiß wovon er spricht, vor gut zehn Jahren war er, wie er selbst sagt, „auf die schiefe Bahn geraten“.

Und das kam so: Er war noch nicht einmal vier Jahre alt, als er mit seinen Eltern und den drei Geschwistern aus Tschetschenien floh und nach vielen Stationen im österreichischen Helenental ankam. Die ersten Jahre waren durchaus schön für ihn; Ahmad Mitaev war ein guter Schüler, lernte gut Deutsch, die Eltern fanden beide einen Beruf in Österreich. Trotzdem fühlt sich der Heranwachsende hier nicht willkommen, geht mit 13 nicht mehr zur Schule wird gewalttätig und landet irgendwann im Gefängnis. In dieser Zeit macht er Bekanntschaft mit Menschen, die sich für den IS interessieren und wird für den Syrienkrieg rekrutiert. „Die haben mich da abgeholt, wo ich am meisten Hilfe gebraucht habe“, sagt er. Doch es ging für ihn gerade noch gut aus. Er war schon auf dem Weg nach Syrien, „Aber mein Vater hat erfahren, wo ich bin. Er hat mich abgeholt und mir einen Vorschlag gemacht.“ Drei Monate sollte der Teenager in eine Moschee in Favoriten gehen und dort mehr über seine Religion, den Islam, lernen und begreifen, dass das, was die IS-Anhänger ihm erzählt hatten nicht die Wahrheit ist. Mitaev gehorchte und fand zurück in ein normales Leben. Trotzdem betont er, dass ihm eine Religion noch heute sehr wichtig ist.

All das erzählt der heute 24-Jährige mit beeindruckender Offen- und Klarheit. Er sagt, warum vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund so verloren sind und was sie brauchen würden. Ein „Presse“-Podcast in Extralänge vor dem Feiertagswochenende.

Gast: Ahmad Mitaev, Sozialarbeiter, Tschetschene, auf Tiktok: @ahmadtvie
Host: Anna Wallner, Leitung Audio/Debatte
Schnitt: Audiofunnel/Dominik Lanterdinger

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