Medien

Renommierte Journalistin Hella Pick gestorben

Hella Pick anlässlich der Austellung „85 Jahre Kindertransport nach Großbritannien“ in Berlin.
Hella Pick anlässlich der Austellung „85 Jahre Kindertransport nach Großbritannien“ in Berlin.Imago / Achille Abboud
  • Drucken

1939 war sie in einem Kindertransport von Wien nach London geschickt worden, später wurde sie Korrespondentin des „Guardian“. Pick hat von der Kuba-Krise und der Ermordung John F. Kennedys ebenso berichtet wie vom Rücktritt Richard Nixons.

Die britisch-österreichische Journalistin Hella Pick ist tot. Sie starb in der Nacht auf Donnerstag im Alter von 94 Jahren in London. Die gebürtige Wienerin musste im Kindesalter vor den Nationalsozialisten nach England fliehen, wo sie als Außenpolitikjournalistin Karriere machte und als langjährige Korrespondentin des „Guardian“ über weltbewegende Ereignisse berichtete.

Pick wurde am 24. April 1929 in Wien geboren und von ihrer Mutter als elfjähriges jüdisches Mädchen im März 1939 in einem Kindertransport nach London geschickt. Sie kam bei einer netten jüdischen Familie unter, „aber die Unsicherheit und Entwurzelung verlässt einen nie“, erinnerte sie sich im Vorjahr im Rahmen einer Rede im österreichischen Parlament. Ihre Mutter kam wenige Monate später nach England.

»„Frauen im Außenressort wurden fast immer als unerwünschte Eindringlinge wahrgenommen“«

Hella Pick

Nach einem Studium der Politikwissenschaft machte sie in England als außenpolitische Journalistin Karriere. „Frauen im Außenressort wurden als exotisch angesehen und von einer abgeschotteten, ausschließlich männlichen Welt mit ihrem bewährten Mix aus Kameradschaft und scharfer Konkurrenz fast immer als unerwünschte Eindringlinge wahrgenommen“, erinnerte sie sich in ihrer Autobiografie. Die ersten Lehrjahre verbrachte sie beim Magazin „West Africa“. Bald wechselte sie zu „The Guardian“, wo sie viele Jahre als Korrespondentin für die Vereinten Nationen und später als internationale Korrespondentin arbeitete.

Angst, sich als Jüdin zu bekennen

Auch für Mitteleuropa war sie in ihrer Laufbahn zuständig und berichtete daher oft über Österreich, wo sie die Politiker Bruno Kreisky, Hannes Androsch, Heinz Fischer und andere kennenlernte. „Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass Österreich judenfeindlich oder antisemitisch eingestellt ist“, sagte sie einst. „Aber ich habe immer Angst gehabt, mich als Jüdin zu bekennen.“

Pick hat von der Kuba-Krise und der Ermordung John F. Kennedys ebenso berichtet wie vom Rücktritt Richard Nixons, sie war bei Abrüstungsverhandlungen ebenso dabei wie beim Ende des Kalten Kriegs und dem Niedergang der Sowjetunion. Nach ihrem Abschied von der renommierten Tageszeitung „Guardian“ veröffentlichte sie 1996 eine Simon Wiesenthal-Biografie und arbeitete für das Dialogforum von George Weidenfeld. Erst die Bekanntschaft mit Wiesenthal brachte sie dazu, sich mit ihrer jüdischen Identität und der jüdischen Kultur zu beschäftigen. Sie stellte fest: „Man darf sich nicht verstecken.“

Nach dem „Brexit“, dem Austritt Großbritanniens aus der EU, erhielt sie die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen. 2023 folgte das Goldene Verdienstkreuz der Stadt Wien. Zudem war Pick Trägerin des Goldenen Ehrenkreuzes der Republik Österreich und Commander of the British Empire. (APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.