Alles neu ab Herbst: Bildungsinstitut blickt in eine ungewisse Zukunft

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Idee hinter dem BIFIE war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Wie die Ministerin gegensteuern will.

Wien. Eigentlich hätte von Beginn an klar sein müssen, dass ein derartiges Konzept nicht aufgehen kann: Mit dem BIFIE hat die Regierung 2008 ein Institut geschaffen, das einerseits wissenschaftlich im Bildungsbereich tätig sein soll, andererseits zugleich aber politische Reformen (mit-)gestalten und verantworten muss. Die beiden Dinge gehen auf Dauer nicht zusammen: Wer ein Institut, das quasi als verlängerter Arm des Ministeriums agiert, ausschickt, um jenes System wissenschaftlich zu bearbeiten, das es selbst mitgestaltet, darf nicht auf aussagekräftige Ergebnisse hoffen.

Das BIFIE ist zuletzt aber nicht nur daran zerbrochen. Es sind viele, teilweise gravierende Fehler passiert. Begonnen hat die Pannenserie zu Jahresbeginn mit einem Datenleck, über das die BIFIE-Chefs zwar schon lange informiert gewesen sind, das sie aber nicht ernst genommen haben. Nun folgten die Probleme bei der Zentralmatura.

BIFIE-Schließung ist vom Tisch

Das kostete die beiden BIFIE-Chefs, Martin Netzer und Christian Wiesner, die erst seit April 2013 im Amt sind, am Mittwochabend nicht nur den Job. Sondern das wird auch zu einer Neuaufstellung des BIFIE führen. In einem Monat will Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) einen Bericht vorlegen, der sich mit den Pannen bei der Zentralmatura beschäftigt. Ab Sommer soll sich dann eine Expertengruppe mit einer kompletten Umstrukturierung des Bildungsinstituts beschäftigen. Eine Schließung des BIFIE kommt für Heinisch-Hosek nicht infrage. Ansonsten ist aber „vieles möglich“, wie sie bei einer Pressekonferenz am Donnerstag betonte. Es könnte etwa sein, dass sich das Institut künftig nur noch mit wissenschaftlichen Studien beschäftigt und staatliche Aufgaben – wie die Ausarbeitung einer Zentralmatura – wieder direkt dem Bildungsministerium überlassen werden.

Bis Ende Juli werden Netzer und Wiesner noch die Geschicke des Instituts leiten. Dann soll es einen interimistischen Direktor geben, den das Bildungsministerium aus den eigenen Reihen stellen möchte. Im Gespräch für den Job ist Christian Dorninger, der das BIFIE bereits einmal vorübergehend leitete.

Teure Reparaturarbeiten

Wie lange diese Übergangsphase dauern soll, ist unklar, und hängt wohl auch davon ab, wie das Direktorium künftig bestellt wird. Derzeit gab es de facto aus nur einem Grund zwei Chefs: Einen darf die SPÖ (derzeit sitzt Wiesner auf dem roten Ticket) stellen, einen die ÖVP. Jeder von den beiden leitet einen der großen Standorte in Salzburg und Wien.

Sollte sich die Ministerin festlegen, künftig nur noch einen Direktor zu bestellen, dürfte das die Auswahl erschweren. Es ist nicht davon auszugehen, dass die ÖVP ihren Einfluss einfach aufgibt. Hinzu kommt, dass sich wegen des schlechten Rufs des Instituts nur schwer eine qualifizierte Persönlichkeit finden wird, die sich den Job antun wird.

Klar ist, dass die Veränderungen beim BIFIE Geld kosten. Das dürfte für die Ministerin angesichts des Sparkurses schmerzhaft sein. Allein die Abberufung der Direktoren dürfte einiges kosten. Immerhin wären ihre Verträge noch vier Jahre lang gelaufen. Die Ministerin schweigt zu konkreten Summen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2014)

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