Wiens SPÖ: Die Suche nach einer Integrationsfigur

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Analyse. Wer künftiger Landesparteisekretär wird, sagt auch viel über das Verhältnis der SPÖ zu den Grünen aus.

Wien. Wer folgt Landesparteisekretär Christian Deutsch nach? Die Antwort ist heikel, denn es geht um mehr als eine schlichte Personalie. Der künftige Parteimanager wird auch ein Signal sein, in welche Richtung die Wiener SPÖ im Wahlkampfjahr 2015 geht - und in welchem Abstand sie sich zum grünen Koalitionspartner positioniert.
Was Letzteres betrifft, teilt sich die SPÖ bekanntlich in Befürworter und Gegner - und weder die einen noch die anderen darf die Partei verärgern. Schließlich müssen im Wahlkampf alle laufen. Neben den erforderlichen Fähigkeiten wie Organisations- und Kommunikationstalent muss der Parteimanager in spe daher auch eines sein: eine Integrationsfigur.

Genau das macht Georg Niedermühlbichler so „perfekt". Der Präsident der österreichischen Mietervereinigung, der in SP-Kreisen als Favorit genannt wird („Die Presse" berichtete), gilt als guter Manager. Schon länger wird er als „Mann für alles" gehandelt. Durch seinen Job verkörpert er einerseits ein zentrales „linkes" Thema (Wohnen), andererseits kennt er als früherer City-Bezirksgeschäftsführer die Bedürfnisse der eher konservativen Innenstadtklientel. Rot-Grün steht er neutral gegenüber. Sein einziger Nachteil: Er ziert sich. Nicht nur, weil er an seinem jetzigen Job hängt, den er aufgeben müsste, sondern auch, weil er auf höhere Weihen spekulieren soll: auf die Position als Klubchef im Rathaus oder als Wohnbaustadtrat, sollte der derzeitige (Michael Ludwig) Bürgermeister werden.

Nicht zieren würde sich hingegen Gerhard Spitzer. Der selbstbewusste Geschäftsführer der SPÖ Floridsdorf traut sich den Job zu. Als Vertreter eines Flächenbezirks wäre er eine versöhnliche Botschaft an jene in der SPÖ, die in ihrem Bezirk vor allem gegen die FPÖ wahlkämpfen müssen und wegen der Konflikte in Verkehrsfragen mit Rot-Grün ohnehin nicht glücklich sind. Jedoch ist genau das auch Spitzers Problem. Spitzer als Parteimanager könnte als (vorzeitige) Absage an eine Fortsetzung der Koalition mit den Grünen interpretiert werden.

Genau andersherum verhält es sich mit Peko Baxant und Jürgen Czernohorszky (früher Wutzelhofer). Sowohl Baxant, derzeit beim SP-Wirtschaftsverband (dem 2015 allerdings auch Kammerwahlen bevorstehen), als auch Czernohorszky, Geschäftsführer bei den Kinderfreunden, gelten als grünaffin. Ein Siegeszug dieser jungen Grünfreundlichen könnte kritische Genossen verschrecken - und als Signal für eine Neuauflage der Koalition gedeutet werden.

Eines ist punkto Symbolwirkung aber fix: Nennt die SPÖ nicht bald einen Nachfolger für Deutsch, ist auch das ein Signal. Und zwar ein schlechtes.

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