Malala Yousafzai ist eine beeindruckende, bewundernswerte junge Frau. Unbeugsam kämpft sie mit großem rhetorischen Talent dafür, dass Mädchen zur Schule gehen dürfen.
Malala Yousafzai ist eine beeindruckende, bewundernswerte junge Frau. Unbeugsam kämpft sie mit großem rhetorischen Talent dafür, dass Mädchen zur Schule gehen dürfen. Das ist nicht mehr selbstverständlich in ihrer pakistanischen Heimat, seit die Taliban einzelne Landstriche kontrollieren.
Den Extremisten ist Malalas Engagement zutiefst zuwider. Deshalb schossen Attentäter ihr vor zwei Jahren ins Gesicht. Malala ließ sich nicht einschüchtern, erhob auch danach ihre Stimme. Dafür erhielt sie nun den Friedensnobelpreis.
Die Auszeichnung sei ihr von Herzen gegönnt – nach all ihrem Leid. Eine Inspiration auch für alle jungen Menschen, die in repressiven Gesellschaften für ihre Rechte eintreten. Und doch sei eine ketzerische Anmerkung erlaubt. Mit der Ursprungsidee von Alfred Nobel hat der heurige Preis nichts zu tun: Malala hat weder zur Abrüstung noch zum Frieden beigetragen. Und indem ihr das Komitee paritätisch einen indischen Hindu-Kinderrechtler als Ko-Preisträger zur Seite stellt, wird die Muslima auch nicht zur Friedensbringerin.
Aber was soll's: Die Wege der fünf norwegischen Politfunktionäre, die, ehrfürchtig von der Weltöffentlichkeit verfolgt, in ihrer stillen Kammer den Pazifisten des Jahres küren, sind nicht immer leicht zu ergründen. Es gab schon absurdere Entscheidungen, als ein mutiges 17-jähriges Mädchen mit dem Friedensnobelpreis zu überfrachten.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2014)