Friedensnobelpreis: Ein Symbol für das Recht auf Bildung

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Malala Yousafzai aus Pakistan und dem Inder Kailash Satyarthi wurde der Preis für ihr Engagement für Kinder überreicht.

Stockholm. Im Osloer Rathaus ist am Mittwoch der Friedensnobelpreis überreicht worden. Die 17-jährige Malala Yousafzai aus Pakistan und der 60-jährige Kailash Satyarthi aus Indien haben ihn zu gleichen Teilen entgegengenommen. Juryvorsitzender Thorbjörn Jagland würdigte die beiden „für ihren Kampf gegen die Unterdrückung von Kindern und Jugendlichen und für das Recht aller Kinder auf Ausbildung“.

Der Inder Satyarthi hat rund 80.000 Kinder unter teils dramatischen Umständen aus Fabriken befreit. Durch sein Engagement gebe es heute mit 168 Millionen Kinderarbeitern rund ein Drittel weniger als noch im Jahr 2000, sagte Jagland. Satyarthi selbst wies darauf hin, dass es wichtig sei, dem verbreiteten Irrglauben entgegenzutreten, dass Kinderarbeit die Armut mildere. Sie produziere nämlich Armut, indem Kindern der Weg zu Ausbildung und einem besseren Leben strukturell verwehrt werde. Er forderte die Welt in einer emotionalen Rede auf, den Weg des Ausnützens der Kinder zu verlassen und auf den Weg der Ausbildung von Kindern zu wechseln.

Mordanschlag überlebt

Yousafzai folgte mit einer ebenso gefühlvollen Ansprache. Sie ist mit 17 Jahren die jüngste Friedensnobelpreisträgerin seit der ersten Preisverleihung 1901. Darauf sei sie stolz, sagte sie. Bekannt wurde das muslimische Schulmädchen, als es einen brutalen Mordanschlag der Taliban 2012 knapp überlebte. Sie hatte zuvor mehrere Jahre für das Recht von Mädchen auf Schulbildung gekämpft. Nachdem sie ein Verbot der Taliban zum Schulbesuch missachtet hatte, hielten einige Extremisten ihren Schulbus an. Ein Islamist schoss ihr oberhalb des linken Auges in den Kopf. Die Preisträgerin hat ihre blutdurchtränkte Schuluniform nun an das Osloer Nobelmuseum ausgeliehen, wo diese derzeit ausgestellt wird.

In ihrer Rede ging sie indirekt auch auf die Kritiker an der diesjährigen Auszeichnung ein. „Ich erzähle meine Geschichte oft, aber nicht, weil sie so einzigartig ist. Ich erzähle sie, weil sie es gerade nicht ist.“ Yousafzai kritisierte radikale Islamisten. Denn diese verstünden den Islam falsch, wenn sie Mädchen das Lernen verbieten und Menschen töten. „Der heilige Koran beginnt mit dem Wort ,lese‘“ und handle von Nächstenliebe, Barmherzigkeit und dem Verbot, sich selbst oder anderen Menschen etwas anzutun.

Die wegen der Morddrohungen in Großbritannien lebende Nobelpreisträgerin hat vergeblich um die Teilnahme des pakistanischen Premiers, Nawaz Sharif, und seines indischen Amtskollegen, Narendra Modi, gebeten. In Pakistan tobt eine Schlammschlacht gegen sie. Selbst größere Zeitungen beteiligen sich daran. Malala sei eine PR-Erfindung des Westens gegen die islamische Welt, heißt es aus konservativen pakistanischen Kreisen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2014)

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