Nobelpreis: Malala, die gemobbte Preisträgerin

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In ihrer Heimat läuft eine Schmutzkübelkampagne gegen die 17-jährige Malala Yousafzai.

Stockholm. Die Absage gilt als schwerer Schlag für die mit 17 Jahren bisher jüngste Friedensnobelpreisträgerin: Wenn Malala Yousafzai aus Pakistan im Dezember „für ihren Kampf gegen die Unterdrückung von Kindern und Jugendlichen und für das Recht aller Kinder auf Ausbildung“ den Friedensnobelpreis bekommt, wird „ihr“ Premier mit Abwesenheit glänzen.

Die junge, wegen Morddrohungen in Großbritannien lebende Frau hatte bei der Preisträgerbekanntgabe um die Teilnahme des pakistanischen Regierungschefs Nawaz Sharif und seines indischen Kollegen Narendra Modi (der Preis wird gleichzeitig auch an den Inder Kailash Satyarthi vergeben) gebeten. Doch die Regierungschefs lehnten ab. Dies hat Geir Lundestad, Direktor des Nobelinstituts, nun erklärt.

„Sie ist der Stolz Pakistans“, hatte Premier Nawaz Sharif noch im Oktober gesagt. Nun hat sein Sprecher die Absage des Regierungschefs damit begründet, dass Sharif einen Staatsbesuch in China geplant habe.

„Das ist eine Verschwörung“

Weltbekannt wurde das Mädchen, nachdem 2012 einige Taliban ihren Schulbus angehalten und ihr in den Kopf geschossen hatten. In einem britischen Spezialkrankenhaus wurde ihr Leben gerettet.

Seit der Bekanntgabe der Preisvergabe läuft in Pakistan eine Schmutzkübelkampagne gegen das Mädchen. Selbst in größeren Zeitungen wird sie gemobbt. Sie sei eine „US-Agentin“, wird anhand fadenscheiniger „Beweise“ von Politikern behauptet. Das Ganze sei eine Verschwörung des Westens gegen die islamische Welt. „Niemand überlebt einen Kopfschuss aus nächster Nähe“, sagte gar ein pakistanischer Journalist der BBC. Der Schuss sei nur eine PR-Erfindung. Erstaunlich viele Pakistani glauben das. (anw)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2014)

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