Japans Autobauer fahren Produkion zurück

(c) AP (Katsumi Kasahara)
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Die bisher erfolgsverwöhnten Autobauer aus Japan müssen ihre Produktion drosseln. Denn ihre Lager sind voll und für 2009 erwarten sie noch niedrigere Verkaufszahlen als 2008. Vor allem der US-Markt wird weiter einbrechen.

Japans Autobauer reagieren auf die anhaltende weltweite Krise der Branche mit weiteren Kürzungen der Produktion. Der weltgrößte Hersteller Toyota und Konkurrent Honda kündigten am Freitag weitere deutliche Einschnitte an. Auch Motorradhersteller Yamaha fährt seine Produktion zurück, während Nissan die Herstellung neuer Fahrzeuge Medienberichten zufolge nach Thailand verlegen will.

Erste Verluste nach Jahren im Überfluss

Nach Branchenprimus Toyota kündigte am Freitag auch der Subaru-Hersteller Fuji Heavy an, das Geschäftsjahr mit einem operativen Verlust abzuschließen. Toyota, das den ersten operativen Verlust seiner Firmengeschichte erwartet, will die Produktion in Nordamerika weiter kürzen, weil die Bestände auf ein neues Rekordniveau gestiegen sind.

Produktion für 90 Tage auf Halde

Derzeit stehen so viele unverkaufte Fahrzeuge auf den Höfen von Händlern und Fabriken, wie der japanische Autobauer in Nordamerika in 80 bis 90 Tagen verkauft. "Die Verkäufe fallen jeden Monat um 30 bis 40 Prozent. Das hat Toyota und die ganze Branche noch nie erlebt", sagte Analyst Yasuaki Iwamoto. "Darauf müssen die Autobauer möglichst schnell mit starken Produktionskürzungen reagieren."

Honda reduziert um 56.000 Fahrzeuge

Honda fährt seine Produktion in Japan um weitere 56.000 Fahrzeuge zurück. Nissan kündigte am Donnerstag eine weitere Reduzierung an und erklärte, im Geschäftsjahr einen operativen Verlust zu erwarten. Laut der Wirtschaftszeitung "Nikkei" will Nissan die Produktionskosten um 30 Prozent zurückfahren, in dem es seinen Kleinwagen March in Thailand statt in Japan baut. Auch der Subaru-Hersteller Fuji Heavy, an dem Toyota 16,5 Prozent hält, prüft nach eigenen Angaben eine Verlegung von Produktion ins Ausland.

Opfer des teuren Yen

Neben der allgemeinen Branchenkrise leiden japanischen Hersteller sehr unter dem starken Yen, der Exporte verteuert und/oder Gewinnmargen schrumpfen lässt.

Ein Rechenbeispiel soll diesen Effekt verdeutlichen:

Angenommen, ein Toyota RAV4 kostet 2.000.000 Yen. Der Ausgangskurs sei 1:100, man bekommt für einen Euro also 100 Yen. Somit kostet das Auto 2.000.000:100 = 20.000 Euro. Steigt nun der Yen-Kurs auf z.B. 1:80 (man bekommt also für einen Euro nur noch 80 Yen), so kostet das gleiche Auto mit dem gleichen Yen-Preis 2.000.000:80 = 25.000 Euro. Um diesen höheren Europreis würden aber wahrscheinlich weniger Autos verkauft werden. Daher wird am Markt der Europreis (fast) gleichbleiben. Das führt dazu, dass Toyota in Japan weniger Yen für seine Autos bekommt.

US-Automarkt wird weiter einbrechen

Auf dem größten Automarkt USA wird die Talfahrt nach Einschätzung von General Motors 2009 ungebremst weitergehen. Der Absatz werde mit insgesamt 10,5 Millionen Fahrzeugen so tief liegen wie seit 1982 nicht mehr, teilte die angeschlagene Opel-Mutter mit. Noch vor einem Monat war der Konzern von einem Absatz von zwölf Millionen Fahrzeugen ausgegangen. Diese Zahl hatte GM Ende 2008 auch der Regierung als Basis für das Sanierungskonzept des Konzerns unter staatlicher Aufsicht genannt.

Auf Grundlage der korrigierten Zahlen soll dem von der Regierung eingesetzten Auto-Beauftragten am 17. Februar ein detaillierter Restrukturierungsplan vorgelegt werden. Die weltweite Nummer zwei nach Toyota war mit staatlichen Hilfen in Milliardenhöhe erst kürzlich vor dem Zusammenbruch bewahrt worden. Die US-Hersteller leiden unter der Krise stärker als viele Rivalen, weil sie nach einhelliger Expertenmeinung den Trend zum sparsameren Kleinwagen verpasst haben.

(Ag./Red.)

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