Die Notenbank hat ihre Stützungskäufe zuletzt eingeschränkt. Spekulationen auf weitere Hilfen der Notenbank ließen den Rubel-Kurs anschließend aber wieder steigen.
Moskau. Der drastische Verfall des russischen Rubel gegenüber dem US-Dollar setzt die russische Zentralbank zunehmend unter Druck. Am gestrigen Freitag rutschte die Landeswährung den dritten Tag in Folge auf ein Rekordtief ab: Ein Dollar verteuerte sich zeitweise um bis zu 3,8 Prozent auf 48,6495 Rubel.
Spekulationen auf weitere Hilfen der Notenbank ließen den Rubel-Kurs anschließend aber wieder steigen. Auch die russischen Aktienwerte gerieten zwischenzeitlich ins Rutschen. Der Moskauer Leitindex RTS, dessen Werte in Dollar notiert werden, fiel um bis zu 3,7 Prozent auf ein Fünf-Jahres-Tief bevor er sich wieder knapp in die Gewinnzone retten konnte. Auslöser der Kursverluste waren die mangelnden Stützungskäufe der Währungshüter. Die Notenbanker haben am Mittwoch mitgeteilt, dass sie die täglichen Rubel-Ankäufe auf 350 Mio. Dollar begrenzen wollen – das ist nur noch ein Bruchteil dessen, was sie in den vergangenen Wochen in die Hand genommen haben, um die Talfahrt abzubremsen. Die russische Zentralbank interveniert automatisch auf dem Devisenmarkt, sobald der Kurs eines Währungskorbs aus Euro und Dollar eine bestimmte Spanne überschreitet.
Sanktionen belasten
Am Freitag machten dann Spekulationen über weitere Maßnahmen der Notenbank die Runde, nachdem die Agentur Reuters unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen über eine Krisensitzung der Zentralbank berichtet hatte. „Wir haben eine ausgewachsene Panik, mit Anzeichen einer sich verselbstständigenden Währungskrise“, sagte Dmitry Polevoy, Chefökonom Russland bei der ING Bank in Moskau. „In solchen Zeiten sollte die Zentralbank intervenieren – wenn das kein Risiko für die Finanzstabilität ist, was dann?“
Seit Jahresbeginn haben der Rubel und der RTS-Index jeweils mehr als 30 Prozent verloren. Die russische Wirtschaft leidet unter den Folgen der Sanktionen, die der Westen gegen das Land wegen seiner Rolle im Ukraine-Konflikt verhängt hat. Russische Unternehmen müssen verstärkt Dollar kaufen, weil sie vom direkten Zugang zu den internationalen Finanzmärkten abgeschnitten sind. (Reuters)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.11.2014)