Obama greift durch: GM-Chef Wagoner tritt zurück

Rick Wagoner muss bei GM aussteigen.
Rick Wagoner muss bei GM aussteigen.(c) EPA (GERO BRELOER)
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Auf Verlangen des Weißen Hauses räumt Rick Wagoner den Chefsessel beim angeschlagenen Autokonzern General Motors. Die US-Regierung lehnt die Sanierungspläne von GM und Chrysler ab.

Der Chef des krisengeschüttelten US-Autokonzerns General Motors ist auf Verlangen des Weißen Hauses mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Rick Wagoner hat am Sonntag seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender und als Vorstandschef geräumt. Das Steuer der Opel-Mutter soll der bisherige Vizechef, Fritz Henderson, übernehmen. Die Wahl des 50-jährigen Henderson zu seinem Nachfolger bezeichnete Wagoner als "ideale Besetzung", um die Sanierung abzuschließen. In den kommenden Tagen will GM zudem über die Neubesetzung des Direktoriums entscheiden.

Der 56-Jährige Wagoner stand seit Mitte 2000 an der GM-Spitze. Die US-Regierung machte seinen Abgang Medienberichten zufolge zur Bedingung für weitere Milliardenhilfen für den ums Überleben kämpfenden Autobauer. General Motors schrieb im Geschäftsjahr 2008 einen Nettoverlust von 24 Milliarden Euro.

Belegschaft stand hinter Wagoner

Wagoner hatte einen Rücktritt bisher trotz der Krise des Autobauers abgelehnt und auf seine langjährige Branchenerfahrung verwiesen. Auch das GM-Direktorium hatte sich geschlossen hinter ihn gestellt, ebenso wie große Teile der Belegschaft.  Kritiker werfen Wagoner vor, dass er die Chance verpasst hat, das Unternehmen mit modernen und effizienteren Modellen neu auszurichten und die Wettbewerbsfähigkeit des Autobauers damit aufs Spiel gesetzt hat. Obama beklagte erst kürzlich, dass jahrelanges Missmanagement für einen Teil der Probleme in der US-Autobranche verantwortlich sei.

Sanierungspläne abgelehnt

Die Auto-Taskforce der US-Regierung lehnte am Montag die Sanierungspläne von GM und der früheren Daimler-Tochter Chrysler als unzureichend ab und setzte den beiden Unternehmen Fristen für eine Nachbesserung. Nach den vorliegenden Plänen sei keiner der beiden Konzerne überlebensfähig, sagte ein Regierungsvertreter. Daher könnten vorerst keine zusätzlichen Hilfen bewilligt werden.

Statt der geforderten Zusatzkredite über bis zu 30 Milliarden Dollar erhält GM nun lediglich eine Finanzierungszusage für die nächsten 60 Tage. In diesem Zeitraum solle der Konzern unter neuer Führung einen umfassenderen Sanierungsplan ausarbeiten. Bisher hat die Regierung GM mit Notkrediten über 13,4 Milliarden Dollar am Leben gehalten.

Opel-Betriebsrat: "Schritt war überfällig"

Der Opel-Betriebsrat hat den Chefwechsel bei der Konzernmutter General Motors begrüßt. "Der Schritt war überfällig", sagte Betriebsratschef Klaus Franz am Montag.

Henderson habe den Plan für die Herauslösung von Opel aus dem kriselnden Mutterkonzern klar vorangetrieben, sagte Franz. Er stehe für Dezentralismus und die Eigenständigkeit der Regionen, während Wagoner "der Inbegriff des gescheiterten zentralistischen Systems" sei. Henderson positioniere sich klar und stehe zu seiner Linie und seinen Entscheidungen. Außerdem würde GM Opel auf den Auslandsmärkten blockieren.

Für eine Herauslösung aus GM sind die Mitarbeiter von Opel sogar bereit, Einschnitte bei ihrer Entlohnung in Kauf zu nehmen. So würden sie etwa auf bereits vereinbarte Erhöhungen verzichten.

Chrysler: Bündnis mit Fiat?

Auch bei Chrysler zog die Regierung die Daumenschrauben an. Die Taskforce setzte der Tochter des Finanzinvestoren Cerberus eine Frist von 30 Tagen, um die Pläne für ein Bündnis mit dem italienischen Fiat-Konzern abzuschließen. Andernfalls würde der Staat den Geldhahn zudrehen. Fiat stimmte in den Verhandlungen den Forderungen der Taskforce zu, mit weniger als den ursprünglich angedachten 35 Prozent bei Chrysler einzusteigen. Zudem dürfen die Italiener keinen Mehrheitsanteil übernehmen, solange Chrysler die Regierungshilfen nicht zurückgezahlt hat.  

Sollte Chrysler die Allianz mit Fiat und die geforderten Einsparungen zustande bekommen, könnte die Regierung dem Unternehmen mit bis zu sechs Milliarden Dollar unter die Arme greifen, verlautete aus Regierungskreisen.

(Ag.)

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