Die schiitischen Houthi-Rebellen wurde nach Wochen des Vormarschs in die Defensive gedrängt. Auch die Türkei erwägt sich einzuschalten.
Die Militärallianz unter Führung Saudiarabiens hat die im Jemen seit Monaten vorrückende Houthi-Miliz in die Defensive gedrängt. Unter dem Druck von Angriffen der Allianz zogen sich die Rebellen in der Nacht zum Freitag in der umkämpften Hafenstadt Aden ein Stück weit zurück und räumten den Präsidentensitz, wie ein örtlicher Verantwortlicher mitteilte.
"Die Houthi-Miliz und ihre Verbündeten sind vor dem Morgengrauen aus dem Präsidentensitz abgezogen", sagte der ranghohe Vertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte, am Freitag. Erst am Donnerstag hatten die Rebellen den Sitz des vor einer Woche nach Saudi-Arabien geflüchteten Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi gestürmt. Der Amtssitz ist das letzte Symbol der jemenitischen Staatsgewalt, das sich nicht in den Händen der Miliz befindet.
Gegenangriff auf Küstenstadt
In der Nacht attackierte dann die von Saudi-Arabien angeführte Militärallianz die Rebellen in Aden mit Angriffen von Kriegsschiffen aus, woraufhin offenbar der Rückzug erfolgte. Nach Angaben aus jemenitischen Sicherheitskreisen schalteten sich auch paramilitärische Verbände der Hadi-treuen Volkskomitees in die Kämpfe gegen die Houthi-Miliz ein.
Die Houthi-Rebellen und die Soldaten der Republikanischen Garde, die treu zu Ex-Staatschef Ali Abdallah Saleh stehen, zogen sich offenbar in das Stadtviertel Chor Maksar zurück, um sich neu zu formieren. Die offizielle saudi-arabische Nachrichtenagentur SPA bestätigte den Rückzug.
Ebenfalls in der Nacht versorgte die arabische Militärallianz aus der Luft die notleidende Bevölkerung in Aden, der zweitgrößten des Landes. Nach Angaben der Hafenbehörden wurden Lebensmittel und Medikamente abgeworfen, aber auch Waffen und Munition.
Mit dem Sturz des jahrzehntelang regierenden Staatschefs Saleh im Jahr 2012 hatten sich die militärischen Auseinandersetzungen im Jemen immer weiter verschärft. Er soll die auch vom Iran unterstützte schiitische Houthi-Miliz darin bestärkt haben, im September 2014 eine Offensive zu starten. In deren Verlauf eroberte die Miliz die Hauptstadt Sanaa und rückte weit in den Süden des Landes vor.
Das sunnitische Königreich Saudi-Arabien, das eine lange Grenze mit dem Jemen teilt, begann am 26. März gemeinsam mit neun weiteren Staaten seine Militäroffensive im Jemen, um nach eigenen Angaben die Houthi und den Einfluss des Iran zurückzudrängen.
Und auch die Türkei ist nun bereit, die von Saudi-Arabien geführte Militärallianz mit logistischer Hilfe und Geheimdienstinformationen zu unterstützen. Ankara sei aber für politische Lösungen, betonte Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Freitag bei einem Besuch in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Cavusoglu verurteilte nach Angaben der Agentur BNS die Aktionen der Houthi-Rebellen, die das Land destabilisierten.
Schon 519 Tote
Die UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos erklärte unterdessen am Donnerstag in New York, binnen zwei Wochen habe es 519 Todesopfer sowie rund 1700 Verletzte bei den Kämpfen im Jemen gegeben. Besorgt zeigte sich Amos angesichts der Gefährdung der Zivilbevölkerung. Die Konfliktparteien müssten alles dafür tun, damit "Krankenhäuser, Schulen, Flüchtlingslager und die zivile Infrastruktur nicht zu Angriffszielen" würden, erklärte Amos.
China sorgte inzwischen für die Evakuierung von 225 Menschen aus zehn verschiedenen Staaten, wie das Außenministerium in Peking mitteilte. Allein 176 Pakistaner seien darunter gewesen, aber auch Staatsbürger aus Deutschland, Italien, Polen, Großbritannien und anderen Ländern. Sie wurden von der chinesischen Fregatte Linyi nach Dschibuti in Sicherheit gebracht.
(APA/dpa)