Raiffeisen: Höhere Kreditausfälle in Osteuropa

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Frühstens 2011 werde wieder „Normalität“ einkehren, glaubt der Raiffeisen-Ost-Chef. Auch die Bank Austria hat ihre Kreditvorsorge auf eine gute Mrd. Euro verdoppelt.

WIEN (APA). Österreichs Banken haben sich zuletzt standhaft gegen Aussagen von Analysten und Wirtschaftsforschern gewehrt, die das starke Engagement in den osteuropäischen Ländern als hohes Risiko gesehen haben. In einem Interview mit dem deutschen „Handelsblatt“ räumt mit Herbert Stepic erstmals ein heimischer Banker ein, dass höhere Kreditausfälle zu erwarten sind. „Dieser letzte Teil der Krise hat erst Ende 2008 begonnen und wird sich weiterhin verstärken“, betont der Chef der Raiffeisen International.

Auch eine Erholung im kommenden Jahr ist für Stepic nicht in Sichtweite. „Normalbedingungen werden frühestens 2011 herrschen.“ Auch die Bank Austria hat ihre Kreditvorsorge auf eine gute Mrd. Euro verdoppelt.

„Keine Bad Bank nötig“

Vor allem bei Fremdwährungskrediten drohen den westlichen Banken, die in Osteuropa tätig sind, massive Einbußen. Auch daraus habe man gelernt, sagt Stepic. Die übliche Praxis, Fremdwährungskredite an Privatkunden zu vergeben, sei immer mit einem gewissen Risiko behaftet. Trotzdem habe er mit der Raiffeisen International mitziehen müssen. „Es war eine Frage des Wettbewerbs“.

In Summe haben westliche Banken Kredite in der Höhe von 1,3 Milliarden Euro in den osteuropäischen Ländern vergeben. Die Ratingagentur Fitch hatte erst kürzlich auf die wachsenden Probleme mit diesen Krediten reagiert und das Kreditrating der heimischen Banken zurückgestuft. Im schlimmsten Fall würden die Kreditausfälle die gesamte Kernkapitalbasis von Bank Austria, Raiffeisen und Erste Bank aufzehren.

Auch in einem weniger extremen Szenario würden die faulen Kredite den heimischen Banken immer noch 40 bis 60 Prozent ihrer Kapitalausstattung kosten. Eine eigene Bad Bank für Ostrisiken wünscht sich Stepic dennoch nicht. „Wir kennen unsere Kunden doch am besten“, sagte er zum Handelsblatt. „Also können wir diese Fälle auch am besten aufarbeiten“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2009)

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