Sport, Ötzi und Taschengeld waren Themen. Mathematiker halten die Klausur für „in Ordnung“.
Wien. Wenige Fünfer, wenige Einser: Das erwartet der Mathematiker Rudolf Taschner notenmäßig von der ersten zentralen Mathematikklausur. Denn einerseits seien die Aufgaben des ersten Teils „wirklich sehr leicht“ gewesen – wenn hier 16 der 24 relativ kurzen Aufgaben richtig sind, ist man jedenfalls positiv. Man erkenne die Philosophie dahinter, so Taschner: Möglichst alle sollen durchkommen.
Die Aufgaben im zweiten Teil – hier wurden in vier umfangreicheren Aufgaben tiefergehende Kompetenzen abgefragt – seien dafür anspruchsvoller gewesen, sagt der Mathematiker. Nicht zuletzt deshalb, weil sie ziemlich textlastig seien. „Da wird von den Schülern schon einiges verlangt.“
>>> Teil 1 der Mathematik-Zentralmatura
>>> Teil 2 der Mathematik-Zentralmatura
Ähnlich sieht das der Mathematikdidaktiker Werner Peschek – der auch an der Auswahl der Aufgaben beteiligt war: „Dass Teil eins sehr leicht ist, halte ich für die erste zentrale Matura für gerechtfertigt.“ Er kritisiert aber, dass rund die Hälfte der Beispiele im ersten Teil nicht wirklich auf Verständnis abzielen – sondern wieder in Richtung Routine gehen.
Einige der Aufgaben im ersten Teil würden nur sehr wenig von dem abweichen, was in den Mathematikbüchern zu finden sei. „Das kann man trainieren – je nach Lehrer wird das mehr oder weniger geschehen sein. Dann muss man es aber wieder nicht verstanden haben.“
Ein Beispiel dafür sei Aufgabe Nummer 14 (siehe unten). „Das ist etwas, was man im Unterricht zigfach macht. Das muss Routine sein.“ Anders etwa Aufgabe eins, zum Taschengeld: „Sie verlangt Verständnis und Interpretation – das kann man in der Form nicht routinisieren.“
Insgesamt gehe es in dem ersten Teil mehr um Interpretation und Darstellung und weniger um (potenziell auswendig gelernte) Rechenfertigkeiten. „Das ist die richtige Richtung. Wenn man den Anteil der Verständnisaufgaben noch erhöht – auf 75 Prozent –, bin ich zufrieden.“
Mathematiker Taschner kritisiert vor allem ein Beispiel im ersten Teil: das dritte. Man müsse nur einfache Summen bilden. „Das Beispiel ist zu primitiv.“ Und: Mathematik sei die Kunst, Kompliziertes einfach zu machen. „Hier ist das Gegenteil gemacht worden.“
Die Aufgaben des zweiten Teils hält Taschner für in Ordnung. Nummer eins – der 200-Meter-Lauf (siehe links) sei okay, Nummer zwei – das mit der Gletscherleiche Ötzi (rechts) „ein Klassiker mit einer interessanten Fragestellung“. Insgesamt waren es vier Beispiele.
Künftig einheitliche Beginnzeit?
Heute wird es noch spannend: Nachdem die gestrige Italienischmatura problemlos verlaufen ist, müssen für Latein nach einem Einbruch Ersatzaufgaben verwendet werden. Betroffen sind 115 Schulen. Insgesamt gibt es 1800 Lateinmaturanten. 21 Schüler maturieren in Altgriechisch.
Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) überlegt inzwischen, für die Matura einheitliche Beginnzeiten festzulegen – heuer starteten die Klausuren zu unterschiedlichen Uhrzeiten.
Alle Mathematikbeispiele: diepresse.com/aufgaben
Lösungen gibt es ab 3.Juni auf der BIFIE-Webseite.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2015)