Filmschauplatz Wien: Spione an der Staatsoper

'MISSION: IMPOSSIBLE V': TOM CRUISE BEI DREHARBEITEN
'MISSION: IMPOSSIBLE V': TOM CRUISE BEI DREHARBEITENAPA/PHOTONEWS.AT/GEORGES SCHNEID
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Mit "Mission: Impossible" feiert ein Blockbuster in Wien Premiere. Agenten, Spione und Bösewichte fühlen sich am Filmschauplatz Wien schon lange wohl – vor allem im Untergrund.

Kommende Woche wird ein wenig Hollywood-Extravaganz in Wien zu spüren sein, wenn Tom Cruise den fünften Teil seiner Filmreihe „Mission: Impossible“ in der Staatsoper präsentiert. Eine Weltpremiere dieser Größenordnung hat es hier noch nie gegeben: Ein erhöhter roter Teppich wird am Donnerstag in die Staatsoper führen, drinnen wird eine Leinwand im Imax-Format aufgebaut. Erwartet wird neben Regisseur Christopher McQuarrie und den Schauspielern Simon Pegg und Rebecca Ferguson auch Produzent und Hauptdarsteller Tom Cruise. Er hat 2013 schon seinen Science-Fiction-Film „Oblivion“ im Gartenbaukino präsentiert, dass „Mission: Impossible – Rogue Nation“ in Wien seine Premiere feiert, soll sein expliziter Wunsch gewesen sein.

Wien spielt in dem Agententhriller keine unbedeutende Rolle. Ethan Hunt (Cruise) will mit seinem Team eine Untergrundarmee vernichten, die Mission führt ihn dabei auch an zahlreiche Wiener Schauplätze: Da wird in der U2-Station Schottenring ein geheimnisvoller brauner Umschlag überreicht, vor dem Hotel Bristol an der Ecke Kärntnerstraße/Opernring kracht ein explodierendes Auto auf den Asphalt. Hinter den Kulissen der Staatsoper liefert sich Cruise einen spektakulären Zweikampf, um sich dann mit einer Frau im Arm vom Dach abzuseilen. Kaputtgegangen sein dürfte dabei nichts im Haus am Ring, Staatsoperndirektor Dominique Meyer freut sich jedenfalls sehr, Cruise und sein Team bei der Premiere erneut willkommen zu heißen.


Werbewert: Millionen. Dass „Mission: Impossible“ u.a. in Wien gedreht werden würde, war nicht von Anfang an klar. Als die Produktionsmannschaft auf ihrer dreimonatigen Suche nach geeigneten Locations in Wien haltgemacht hat, sei das Drehbuch noch ein Rohgerüst gewesen, erzählt Marijana Stoisits. Sie ist die Geschäftsführerin der Vienna Film Commission, die (internationalen) Filmschaffenden die Stadt als Drehort schmackhaft machen will. „Das imperiale Ambiente der Stadt entlang der Ringstraße, das finden immer alle ganz toll“, sagt sie. Auch die Macher von „Mission: Impossible“ seien von der Staatsoper begeistert gewesen – genauso aber vom neuen WU-Campus, dessen Auftritt wegen einer Drehbuchänderung letztlich gestrichen wurde. Dass Wien den Zuschlag bekam, dafür sorgten nicht zuletzt finanzielle Lockmittel: Aus dem Fisa-Filmfördertopf des Wirtschaftsministeriums flossen 750.000 Euro an „Mission: Impossible“-Konten. Vier Millionen Euro gab das Filmteam im Gegenzug allein während des Drehs in Wien aus, den Werbewert für die Stadt schätzt Stoisits gar auf 100 Millionen Euro.

Es war nicht das erste Mal, dass in Wien für die Hollywood-Leinwand geschossen, gekämpft und gesprengt wurde – nicht immer stellte die Stadt sich dabei aber selbst dar, wie Roland Weixlgartner und Achim Zeilmann in ihrem Buch „Drehort Wien“ (Bebra-Verlag) darlegen. Im „James Bond“-Film „Der Hauch des Todes“ (1987) mit Timothy Dalton spielt die Stadt nicht nur sich selbst, sondern auch Bratislava – die Volksoper gibt sich etwa als Volkskonservatorium aus. Dass Wien als Drehort auserkoren wurde, ist dem damaligen Bürgermeister, Helmut Zilk, zu verdanken, der seine uneingeschränkte Unterstützung aussprach: Von ihm aus konnten die Filmemacher auch „gerne die U-Bahn in die Luft sprengen“, wird er zitiert. Dalton wurde im Rathaus öffentlichkeitswirksam als neuer James Bond präsentiert, die 250-köpfige Crew ließ letztlich 35Millionen Schilling in Wien liegen.

Für Clint Eastwood hat sich Wien auch schon als Moskau verkleidet: In seinem Spionagethriller „Firefox“ (1982) muss er vor dem KGB flüchten, gedreht wurde auf der U1-Strecke zwischen Praterstern und Vorgartenstraße sowie in der mit kyrillischen Schildern umdekorierten Station Südtiroler Platz (diese erreicht man im Film übrigens auch vom Stadtpark aus ohne Umsteigen). Einen prominenten Auftritt haben die Wiener U-Bahn-Schächte in „Scorpio“: Der CIA-Thriller mit Burt Lancaster und Alain Delon wurde im Juni 1972 gedreht, am Karlsplatz klaffte damals zwecks U-Bahn-Bau ein gigantisches Erdloch. Eine Verfolgungsjagd zwischen Lancaster und Delon führt sieben Minuten lang durch die Baustelle: Mit dem Sakko zwischen den Zähnen klettert der gejagte (damals immerhin 59-jährige) Lancaster auf Kräne, rennt über wackelige Gitter, springt in Sandgruben. Am Ende fliegt ein Baugerüst in die Luft. Auf dem Weg zum Karlsplatz kommt es übrigens zu einer ungeplanten Begegnung zwischen den beiden Agenten und ahnungslosen Wiener Verkehrsteilnehmern: Die Darsteller sollten auf die Straße, vor Autos von Stuntmen laufen. Fehler in der Planung führten dazu, dass sie sich plötzlich im fließenden Verkehr wiederfanden.


Dreck und Gestank. Berühmt gemacht hat Wiens Untergrund 1949 der Filmklassiker „Der dritte Mann“ mit seiner Verfolgungsjagd durch die Kanalisation. Sieben Wochen lang wurde teilweise im Schichtbetrieb gedreht. Harry-Lime-Darsteller Orson Welles beehrte Wien allerdings nur kurz mit seiner Anwesenheit. Über den Gestank, die Kälte, die Ratten im Abwassersystem beschwerte er sich so sehr, dass er schließlich durch Doubles ersetzt wurde und die Wiener Kanäle in England im Studio nachgebaut wurden. Produzent Alexander Korda hingegen, der das besetzte Wien auch als Drehort vorgeschlagen hatte, war richtig inspiriert von Wiens Dreck: Als er zu Recherchezwecken auf Besuch kam, wollte er sich „im Elend der Stadt wühlen“ und auf Tuchfühlung gehen mit „der Welt der verlorenen Seelen“.

Mission Impossible

„Mission: Impossible– Rogue Nation“ wurde unter anderem in Wien gedreht. Der Film feiert am 23.7. in der Wiener Staatsoper seine Weltpremiere.

Agententhriller. Es ist der fünfte Teil der Filmreihe mit Tom Cruise, die auf der Fernsehserie „Mission: Impossible“ (im Deutschen: „Kobra, übernehmen Sie“) basiert.

Schauplätze des neuen Films sind (neben London und Marrakesch) etwa die Wiener Staatsoper und die Station Schottentor. Frühere Filme der Reihe spielen u.a. in Prag, Sydney und Budapest. Für den dritten Teil waren Dreharbeiten in der Berliner Reichstagskuppel geplant, politischer Widerstand verhinderte sie aber.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2015)

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