Frisch verliebt ist es ja eigentlich egal, wo man ist. Trotzdem, Schöneres als Urlaubstage mit dem/der Liebsten gibt es selten, egal, ob jung verheiratet im Schloss oder unter Julias Balkon in Verona.
Es muss ja nicht der inszenierte Overkill aus Rosen und Champagner sein, aber so ein Sonnenuntergang im Urlaub soll schon manch einen Romantiker hervorgebracht haben. Und, weil es kaum Schöneres gibt, als die Urlaubstage als Frischverliebte zu verbringen, hier Tipps und Erinnerungen der Abteilung für Romantik der „Presse“-Redaktion.
Auszeit im Schloss: Flittern wie ein Burgfräulein
Prinzessin will ich längst keine mehr sein, aber Schlösser faszinieren nach wie vor. So suchte ich für zwei Nächte ein Schlosshotel für unsere Flittertage. Schlosshotels gibt es hierzulande viele, schließlich fiel die Entscheidung auf die Steiermark und damit auf eine Suite im Schloss Obermayerhofen, einem versteckten, ruhig gelegenen Juwel im Hügelland. Rechts vom Schloss liegt ein Naturbadesee, das Schloss selbst ist am besten zu Fuß vom Parkplatz aus erreichbar – damit man sich den kurzen gepflasterten Weg hinauf richtig höfisch fühlt. Speisen lässt sich wunderbar im Hofstüberl, und auch der Wellnesshype hat vor dem alten Gemäuer nicht haltgemacht. Wer sich nicht mit dem beschaulichen alten Gemäuer anfreunden will, kann auch im Gaisrieglhof, einem alten Bauernhof, der einen Hügel hinauf in Gehweite vom Schloss entfernt liegt, einchecken. Natürlich eignen sich das Schloss oder der Gaisrieglhof wunderbar für Hochzeiten. ab
Romeo und Julias Verona: Kritzelherz unterm Balkon
Vergisst man das Ende, gibt es ja nur ein Paar, dem es in Sachen ungestümer junger Liebe nachzueifern gilt. Und betritt man den Gang zum Hof der Casa di Giulietta in Verona, wo ihr Romeo in der Tragödie die ewige Liebe schwor, staunt man heute über Liebesschwüre aller Art. Ein Durchgang, meterlange hohe Mauern, gepflastert mit Post-its und bis obenhin bemalt mit Herzen und Namen. Wer das tut – der damalige Begleiter musste natürlich –, dem sei ewige Liebe garantiert, genauso soll ein Griff an die Brust der Bronzestatue Julias im Hof Liebesglück bringen, sagt es der Volksglaube. So ist der Hof gesäumt mit Paaren jeden Alters, küssend, tuschelnd und wartend, um ins Haus mit Exponaten aus der Zeit Romeos und Julias zu kommen. Sie waren freilich nie dort, genauso wie William Shakespeare Verona nie gesehen haben soll. Aber weil Verliebte glauben, was sie wollen, ist es nicht so wesentlich, dass die Stadt Verona das Haus der Familie Del Cappello (klingt ja fast wie Capulet) als Touristenattraktion gekauft hat und der Balkon erst in den 1930er-Jahren angebracht wurde. So werden Julias Haus, Julias Grab oder Romeos Haus in Verona von Verliebten aus aller Welt besucht. Aber die zauberhafte Altstadt in Ausflugsdistanz zu Gardasee oder oberer Adria wäre ohnedies einen Besuch wert. Und vielleicht färben all die Verliebten dann ja ein bisschen ab? Dass die Legende vom ewigen Glück den Test nicht bestand, die Verliebtheit schneller verblasst war, als das Herz im Durchgang wohl übermalt, das vergisst man da einfach. cim
Wohin, ist eigentlich egal: Frisch verliebt an die Adria
Das Beste, was man für seine Gesundheit tun kann, ist frisch verliebt gemeinsam auf Urlaub zu fahren. Dabei ist die Wahl des Urlaubsorts aufgrund des Ausnahmezustands belanglos, da wird Wien Erdberg zur Cote d'Azur. Bei Barbara (damals 15) und mir (soeben maturiert) fiel die Wahl wenig originell auf Bibione. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder – das war organisatorisch nicht zu verhindern. Was das jetzt alles mit Gesundheit zu tun hat? Wir machten viel Bewegung (lange Spaziergänge am Strand natürlich), gegessen wird wenig, der Bauch ist ja voller Schmetterlingen, die Lippen picken dauernd aufeinander. Die Seele wird ohnehin von früh bis spät mit nie enden wollender Liebe gestreichelt. Zarte Gewitterwolken zogen erst auf, als es ihrer Mutter dann doch zu viele Spaziergänge wurden. Und die halblustigen Meldungen des kleinen Bruders wurden einfach mit Eis und Zuckerzeug abgestellt. Am Ende des Urlaubs wurde viel geweint und versprochen. Dennoch gingen unsere Wege in verschiedene Richtungen. Doch um meine Gesundheit kümmert sich Barbara auch heute noch: Sie ist meine Hausärztin geworden. cf
In der eigenen Stadt: Sommerfrische für die Liebe
Angeblich ist ja Wien der romantischste Ort Österreichs. So steht das zumindest im Ranking der Plattform Weareaustria.at (dahinter folgen übrigens Steyr und die Donauauen). Warum also nicht ein Urlaubstag in Wien als kleine Sommerfrische für die Liebe? Lebt man eine Weile in der Stadt, hat man ja meist aufgehört, klassische Touristendinge zu tun. Man treffe sich also in der Lobby eines Innenstadthotels und frage – in fremder Sprache oder breitestem Heimatdialekt natürlich – nach Stadtplan und Tipps. Noch nie in der Kapuzinergruft gewesen? Oder auf dem Stephansdom? Auf ein gemeinsames Stück Torte ins Sacher? Bei einer Tour im Sightseeingbus stellt sich dann schnell das Gefühl ein, dass man die eigene Stadt mit Urlauberaugen sieht. Das klappt auch in Hotelbars hervorragend: Bei einem Cocktail mit Blick von oben – etwa im Dachboden des 25hours, der Bar Atmosphere im Ritz Carlton oder der Rooftop-Bar im Hotel Lamée. Alternativen für den Abend? Bootsfahrt und Abendessen an der Alten Donau – zum Beispiel in der entzückenden La Creperie (inklusive Bootsverleih) oder (Romantikempfehlung!) bei einer Führung durch den stockdunkel-nachtschlafenen Tiergarten Schönbrunn. cim
Romantisch in Wien
Sightseeing. Warum eigentlich nicht als Wien-Bewohner einmal die klassischen Touristenorte besuchen? Etwa die Kapuzinergruft, den Südturm des Stephansdoms oder das Café Sacher.
Happyhour. Da man sich in Hotels immer ein wenig fühlt, als sei man selbst auf Reisen, setze man den Urlaubstag in Wien zum Beispiel mit einem Sundowner mit Blick über die Stadt fort: Im „Dachboden“ des 25hours Hotel (Lerchenfelder Str. 1–3, 1070 Wien), in der Bar Atmosphere des Ritz Carlton (Schubertring 5, 1010) oder der Rooftop-Bar des Hotels Lamée (Rotenturmstr. 15, 1010).
Abends. Viel romantischer als bei Bootsfahrt und Dinner an der Alten Donau wird Wien nicht mehr. Etwa in La Creperie (An der Oberen Alten Donau 6, 1210). Des Nachts könnte man den Zoo besuchen (nur nach Anmeldung, zoovienna.at). Und wessen Herz schlafende Tierbabys, durch das Nachtsichtgerät beobachtet, nicht wärmen, dem ist in Sachen Romantik dann auch nicht mehr zu helfen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.08.2015)
