Ferry Maier kritisiert das „Missmanagement“ der Wiener ÖVP-Führung in der Causa Stenzel. Und beneidet die Neos um deren Spitzenkandidatin Meinl-Reisinger.
Wien. „Das ist nun leider Gottes das Ergebnis des Missmanagements der Wiener ÖVP-Führung“, sagt Ferry Maier zum Wechsel von Ursula Stenzel zur FPÖ. „Sebastian Kurz als stellvertretender Landesparteichef hat hier Regie geführt und seinen Freund Figl ins Amt bringen wollen“, meint Maier, früher selbst stellvertretender Wiener Landesparteiobmann und Nationalratsmandatar. Stenzel war von der ÖVP nicht mehr als Spitzenkandidatin für den 1.Bezirk nominiert worden, statt ihr kam Markus Figl, ehemaliger Mitarbeiter im Kabinett von Michael Spindelegger, zum Zug.
Der richtige Weg wäre es gewesen, findet Ferry Maier, Stenzel zu fragen, ob sie noch einmal für die ÖVP antreten möchte und dann mit ihr zu vereinbaren, im Laufe der Legislaturperiode ihr Amt als Bezirksvorsteherin an einen Jüngeren zu übergeben. „Wenn man als Partei professionell agiert, dann hätte man das so machen sollen.“
„Selbstbeschädigung“
Stenzels Schritt, ausgerechnet zur FPÖ zu wechseln, sei ihm aber auch unverständlich, sagt Maier: „Das grenzt schon an Selbstbeschädigung.“ Ebenso unverständlich ist für Maier, dass Sebastian Kurz als stellvertretender Landesparteiobmann in Wien nicht Verantwortung übernehme und selbst kandidiere. „Wenn man sieht, dass es einer Partei schlecht geht, sollte man das tun.“
Und wählt Maier selbst überhaupt noch die ÖVP? „Ich war immer ein ÖVPler – und werde es wohl auch immer bleiben. Aber so sehr ich froh bin, dass Reinhold Mitterlehner nun an der Spitze der Bundes-ÖVP steht, so sehr beneide ich die Neos um ihre Wiener Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger.“ Die war ja auch einmal bei der ÖVP.
ZUR PERSON
Ferdinand „Ferry“ Maier, geboren 1951 in Wien, war Landesparteisekretär der Wiener ÖVP, Generalsekretär der Bundes-ÖVP und Nationalratsabgeordneter. Er tat sich immer wieder als innerparteilicher Kritiker hervor. Im Brotberuf war er Generalsekretär des Raiffeisenverbandes. [ Parlamentsdirektion/Wilke ]
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2015)