Gery Keszler legt eine Pause ein. Der nächste Life Ball im Wiener Rathaus soll erst wieder im Mai 2017 stattfinden.
Der Wiener Life Ball wird 2016 nicht stattfinden. Das bald anstehende 25-jährige Jubiläum habe Gery Keszler und sein Team dazu veranlasst, "das Erreichte zu reflektieren und konzentriert zu überlegen, wie man dem Life Ball noch mehr Tiefe verleihen kann". Deshalb wird der Benefizball im kommenden Jahr auch eine Runde aussetzen. Während die Neben-Veranstaltungen Red Ribbon Celebration Concert und First Ladies Luncheon auch 2016 wie gewohnt stattfinden werden, soll der nächste Life Ball im Wiener Rathaus erst wieder im Mai 2017 über die Bühne gehen. In der Zwischenzeit sollen neue Konzepte erarbeitet werden, um das Benefiz auf eine "neue inhaltliche und noch stärker internationale Ebene zu heben". Man wolle sich in jede Hinsicht neu erfinden, heißt es seitens der Organisatoren.
2,3 Millionen Euro Reinerlös Das Life Ball-Wochenende im vergangenen Mai hatte einen Reinerlös von 2,3 Millionen Euro eingebracht. Organisator Gery Keszler berichtete von Hunderten Briefen und Emails mit positiven Rückmeldungen und bezeichnete den 23. Life Ball als "eine wunderschöne Erfahrung, die meinem Team und mir ganz persönlich Kraft und Rückhalt gibt, im Kampf gegen HIV und Aids weiter zu machen". Seit dem ersten Life Ball im Jahr 1993 werden durch den Trägerverein Aids Life österreichische und internationale Aids-Initiativen unterstützt. Der Life Ball 2015 war von der emotionalen Rede Keszlers geprägt. Erstmals sprach er öffentlich über seine HIV-Infektion.
Der "Heilige Frühling" ist im Mai 2015 ins Wiener Rathaus eingezogen. Gemäß dem Motto "Ver Sacrum" verwandelten die Besucher den Life Ball in ein Klimt'sches Gemälde. (c) APA (HERBERT NEUBAUER) Der internationale Top-Star war heuer die Schauspielerin Charlize Theron, die gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Sean Penn das Spektakel besuchte. "Ich habe keine Ahnung, was mich hier erwartet - und das ist auch gut so", sagte die Life Ball-Debütantin.Es sei jedenfalls ein Privileg und eine Auszeichnung, dabei zu sein. "Es gibt in den USA nichts Vergleichbares", meinte die Schauspielerin. Ihrem eher zugeknöpftem Begleiter konnte nur entlockt werden, dass er sich "freue, gemeinsam hier zu sein". APA (HANS PUNZ) Die 62-jährige Stand-up-Komikerin Roseanne Barr glänzte von Kopf bis Fuß in der Farbe des Balls und setzte eines der wichtigsten Themen des Abends um: sie hatte keine Berührungsangst. Reuters Das Lächeln der Stunde: Conchita Wurst. Kaum hatte die Song Contest-Gewinnerin den Teppich betreten, gab es schon verzückte "Conchitaaaaaaaa"-Rufe aus dem gut besuchten Besucherbereich rund um die Hauptbühne. "Es ist wirklich ein Privileg hier zu sein, der Life Ball ist eines der größten Events dieser Art", gab sich Wurst gewohnt bescheiden. Und als eine der ersten bekannten Gesichter betrat Rocker-Tochter Kelly Osbourne - treu dem Vater ganz in Schwarz - den Teppich. "Ich habe das Email nicht gelesen, dass es ein Gold-Thema gibt" sagte Kelly Osbourne. Dennoch war sie ganz angetan von dem Abend. Der Life Ball sei schlichtweg großartig, die Besucher "einzigartig im ganzen Universum". (c) APA (HERBERT NEUBAUER) Über viel Publikumszuspruch konnte sich auch Schauspielerin Brigitte Nielsen freuen, die mit einer recht abenteuerlichen Mischung aus Deutsch und Englisch ihre gute Laune herausposaunte: "Wow, großartig, ich liebe es, amazing, fabulous". APA Auch nicht sehr gülden, die Sängerin Mary J. Blige entschied sich für feuriges Rot. APA Hannelore Elsner hatte Spaß mit Marilyn. (c) APA (HERBERT NEUBAUER) Die Transsex-Ikone Amanda Lepore zeigte wie üblich ihre Rundungen und verschickte Küsse. (c) APA/EPA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER) Eva Padberg und der deutsche Designer Michael Michalsky. APA Sopranistin Anna Netrebko mit ihrer neuen Liebe Yusif Eyvazov. (c) REUTERS (LEONHARD FOEGER) Stammgast und sympathische Partykanone: Carmen Electra. (c) APA/EPA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER) Auch sie ist gekommen, die Sängerin Paula Abdul. APA Kati Bellowitsch und Alfons Haider moderierten vom rosa Teppich für den ORF. APA Carmen Carrera - wir kennen sie noch vom letztjährigen Life Ball-Plakat - in voller Pracht. APA Zum Life Ball kommt bekanntlich auch die österreichische Polit-Prominenz. Grünen-Chefin Eva Glawischnig mit ihrem Partner Volker Piesczek. APA Nationalratspräsidentin Doris Bures mit Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser. Im Februar 2015 gab Oberhauser bekannt, dass sie an Unterleibskrebs leidet. APA Bundesminister für Landwirtschaft und Umwelt Andrä Rupprechter mit seiner Frau. (c) APA (HERBERT NEUBAUER) Neben den Prominenten tummelten sich goldene Fabelwesen und lebende Statuen aus dem Partyvolk. (c) REUTERS (LEONHARD FOEGER) In der parallel zur Eröffnung stattfindenden Aids-Solidarity Gala zeigten sich die prominenten Besucher währenddessen in guter Geberlaune. Für das Adele-Kleid von Conchita Wurst wurden 20.000 Euro geboten, ein Reiseset von Louis Vuitton wechselte für 18.000 Euro den Besitzer. (c) APA (ROLAND SCHLAGER) Das Ballmotto erklärte Organisator Gery Keszler schon lange im Vorfeld: "Für die Wiener Secessionisten, die für die Überwindung althergebrachter künstlerischer und gesellschaftlicher Wertvorstellungen kämpften, war 'Ver Sacrum' das Leitbild ... (c) REUTERS (LEONHARD FOEGER) ... als Metapher für den Life Ball, mit seinem Engagement für eine fortschrittliche, tolerante und vielfältige Gesellschaft, hat 'Ver Sacrum' ebenfalls Gültigkeit". APA Kreative Ballbesucher, die sich aufwändig kostümieren, zahlen bekanntlich weniger für die Karten. Das reguläre Ticket ist für 160 Euro zu haben, das Style Ticket kostet 90 Euro. Die letztere Kategorie sehen Sie hier. (c) REUTERS (LEONHARD FOEGER) Der Reinerlös des Fests kommt der Aids-Hilfe zugute. So spielt der Life Ball jedes Jahr wieder um die 2,3 Millionen Euro ein. (c) APA (ROLAND SCHLAGER) HIV ist mittlerweile gute behandelbar, aber nach wie vor nicht heilbar - und nach wie vor kein Gesellschaftsthema. Dabei leben 35 Millionen Menschen weltweit mit HIV/AIDS. (c) APA (ROLAND SCHLAGER) Regional betrachtet gibt es hinsichtlich der HIV-Infektionen große Unterschiede. Um die 70% aller HIV-positiven Menschen leben im Gebiet Subsahara-Afrika. (c) APA (ROLAND SCHLAGER) Trotz aller Bemühungen ist die weltweite Therapieabdeckung nach wie vor nicht annähernd gewährleistet. Im weltweiten Schnitt erhalten 37 Prozent aller HIV-positiven Menschen eine HIV-Therapie. (c) APA (HERBERT NEUBAUER) Während es in West-, Zentraleuropa und Nordamerika 51 Prozent sind, erhalten im Mittleren Osten und Nordafrika nur 11 Prozent aller HIV-positiven Menschen eine Therapie. (c) APA (HERBERT NEUBAUER) Die durchschnittliche Lebenserwartung ohne Therapie liegt nach der Infektion bei ach bis 10 Jahren. In Österreich leben geschätzte 12.000 bis 15.000 Menschen mit dem HI-Virus. 2014 wurden 403 Neudiagnosen dokumentiert (vgl. 2013: 481). APA Bis zu 25 Prozent der HIV-positiven Österreicher sind sogenannte "Late Presenter", sie erhalten ihre Diagnose zu einem Zeitpunkt, an dem die Infektion bereits weit fortgeschritten ist. Für den Therapieerfolg ist das ein signifikanter Nachteil. APA Übertragung: Bei den Neudiagnosen der Jahre 2001 bis 2012 wurde das Virus zu 41,3 Prozent durch heterosexuelle Kontakte, zu 37,1 Prozent durch MSM (Männer, die Sex mit Männern haben) und zu 14,8 Prozent durch intravenösen Drogenkonsum übertragen. APA Bis 2012 wurden in Österreich 3792 Aids-Erkrankungen gemeldet, 1986 Patienten sind bereits verstorben. APA Heiliger Frühling am Rathausplatz Aids Life 1992 haben Dr. Torgom Petrosian und Gery Keszler den Verein AIDS Life gegründet. Ihr Ziel war es, gemeinsam gegen HIV und AIDS anzukämpfen, Barrieren im Kopf abzubauen und das Leben zu feiern.
(sh.)
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