IS auf dem Rückzug: Kurden verkünden Sieg in Sinjar

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Die Terror-Miliz sei "geschlagen und auf der Flucht". Die irakische Armee startet zeitgleich eine Offensive gegen den IS in Ramadi.

Die Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) gerät im Irak immer stärker in die Defensive. Der Präsident des autonomen Gebiets Kurdistan im Nordirak, Massoud Barzani, verkündete am Freitag die Rückeroberung der strategisch wichtigen Stadt Sinjar von den Extremisten. Die Großoffensive der kurdischen Kämpfer wurde von der US-Luftwaffe unterstützt.

Die IS-Jihadisten seien "geschlagen und auf der Flucht", meldeten kurdische Einheiten aus Sinjar. Peshmerga-Kämpfer seien von allen Seiten in die Stadt eingedrungen und hätten wichtige Gebäude eingenommen. Es war heftiges Gewehrfeuer zu hören. Hunderte Peshmerga marschierten in die Stadt ein.

Kämpfer reißen IS-Flagge von Gebäuden

Das kurdische Fernsehen zeigte Bilder, in denen Kämpfer die schwarze IS-Flagge von einem Getreide-Silo rissen und stattdessen die kurdische Flagge hissten. Die Peshmerga hatten Donnerstagfrüh eine großangelegte Offensive mit mindestens 7500 Kämpfern begonnen, um Sinjar und das Umland einzunehmen. Dabei unterbrachen sie auch eine wichtige Nachschubroute der IS-Extremisten vom Irak nach Syrien.

Sinjar liegt an einer Hauptstraße, die die IS-Hochburgen Mosul im Irak und in Raqqa in Syrien verbindet. Zudem ist die Stadt von symbolischer Bedeutung: Die IS-Extremisten hatten bei der Einnahme im August 2014 Tausende Yeziden  getötet, versklavt und vergewaltigt. Die Gewalt war der Anstoß für die USA, in den Konflikt einzugreifen. Präsident Barzani äußerte sich zuversichtlich, dass sich der Sieg in Sinjar positiv auf die Bemühungen zur Befreiung der Metropole Mossul)auswirken werde.

Angriff auf Ramadi

Auch in Ramadi gerieten die IS-Extremisten in Bedrängnis: Die Großstadt sei inzwischen von drei Seiten eingeschlossen, teilte das irakische Militär mit. Ramadi mit seinen 450.000 Einwohnern ist die Hauptstadt der Provinz Anbar und liegt 60 Kilometer westlich von Bagdad. Die Einnahme durch die IS-Extremisten war einer der größten Rückschläge für die Regierung des Iraks binnen eines Jahres. Eine Rückeroberung würde der Armee Auftrieb geben, die seit dem vergangenen Jahr immer wieder schwere Niederlagen gegen die IS-Kämpfer hinnehmen musste.

Selbstmordanschläge erschüttern Bagdad

In Bagdad wurden am Freitag mindestens 18 Menschen bei einem Selbstmordanschlag getötet und 41 weitere verletzt. In einer anderen Quelle war von mindestens 19 Toten und 33 Verletzten die Rede. In einem weiteren Bericht war von mindestens 21 Toten und 35 Verletzten die Rede. Zu der Tat bei der Beerdigung eines schiitischen Kämpfers bekannte sich zunächst niemand. In der Vergangenheit hatten die radikalsunnitischen IS-Kämpfer immer wieder derartige Anschläge verübt.

Die IS-Extremisten kontrollieren auch große Teile des Nachbarlandes Syrien. Auch dort gerät der IS durch Offensiven der syrischen Armee und Luftangriffe unter anderem der USA immer stärker unter Druck. Im Norden Syriens wurde der als "Jihadi John" bekannte britische IS-Kämpfer Mohammed Emwazi Beobachtern zufolge bei einem US-Luftangriff getötet. "Jihadi John" ist auf zahlreichen IS-Videos zu sehen, die die Ermordung ausländischer Geiseln zeigen. Zu den Opfern gehörten die US-Journalisten James Foley und Steven Sotloff sowie die britischen Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, David Haines und Alan Henning. Eine offizielle Bestätigung für den Tod gab es zunächst nicht.

(APA/Reuters)

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