"Bang Bang Bang": Südkorea startet Propaganda-Beschallung

Südkoreanischer Soldate steht bei den Lautsprechern
Südkoreanischer Soldate steht bei den LautsprechernREUTERS
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Mit K-Pop sollen Nordkoreaner zur Räson gebracht werden. Als Reaktion auf den Atomtest soll auch der Zugang zum Industriekomplex Kaesong eingeschränkt werden.

Als Reaktion auf den neuen Atomtest Nordkoreas hat Südkorea seine Propaganda-Beschallung an der Grenze wieder aufgenommen. Die Lautsprecher an der Grenze seien am Freitag zu Mittag (04.00 Uhr MEZ) wieder eingeschaltet worden, erklärte ein Vertreter des Verteidigungsministeriums in Seoul.

Dabei setzt die Republik im Süden nicht nur auf Kritik am nordkoreanischen Nuklearprogramm, an der strauchelnden Wirtschaft und an Menschenrechtsverletzungen, sondern auch auf eine einzigartige hausgemachte Waffe: K-Pop. "Wir haben eine breite Auswahl jüngster Hits getroffen, um es interessant zu machen", sagte ein Beamter des Verteidigungsministeriums.

So ertönt nun etwa das Lied "Bang Bang Bang" der südkoreanischen Boy Band "Big Bang" mit dem Refrain: "Als wärst du erschossen worden/ Bang Bang Bang." Es war das meist gesehene K-Pop-Video im vergangenen Jahr. Im Gegensatz zu ihren Nachbarn im Süden ist es Nordkoreanern verboten, K-Pop zu hören. Erlaubt sind einzig Ausstrahlungen regierungsnaher Radio- oder TV-Sender.

Nordkorea ortete in Beschallung einen Kriegsakt

Die Maßnahme war als Reaktion auf den Atomtest angekündigt worden. Am Donnerstag hatte Südkorea den Test als "mutwilligen Verstoß" gegen Nordkoreas internationale Verpflichtungen und eine "schwere Verletzung" eines Abkommens mit dem Süden von Ende August verurteilt. Tags zuvor hatte Nordkorea verkündet, erfolgreich eine Wasserstoffbombe getestet zu haben, und damit international für Empörung gesorgt. Atomexperten und die US-Regierung äußerten allerdings Zweifel, ob es sich tatsächlich um eine Wasserstoffbombe handelte.

Südkorea hatte die Propaganda-Beschallung zuletzt nach einem Grenzzwischenfall im vergangenen Jahr für zwei Wochen eingeschaltet. Der Konflikt mit Nordkorea hatte sich im August zugespitzt, nachdem bei der Explosion einer Landmine in der Grenzregion zwei südkoreanische Soldaten verletzt worden waren. In Marathonverhandlungen wendeten beide Seiten Ende August schließlich eine militärische Konfrontation ab. Die Aktion, die von Nordkorea als Kriegsakt bezeichnet worden war, wurde wieder beendet.

Südkorea kündigte am Donnerstag außerdem an, den Zugang zum gemeinsam mit Nordkorea betriebenen Industriekomplex Kaesong einzuschränken. Aus Sicherheitsgründen dürften nur noch Südkoreaner mit direkten Geschäftsinteressen in Kaesong in das innerhalb Nordkoreas gelegene Industriegebiet reisen, sagte ein Vertreter des Wiedervereinigungsministerium in Seoul. In Kaesong arbeiten etwa 53.000 Nordkoreaner für rund 120 südkoreanische Firmen. Der Komplex ist für Nordkorea eine wichtige Devisenquelle

(APA/dpa/AFP)

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