Sechs Fakten zum Zika-Virus

Der Wiener Tropenmediziner Heinrich Stemberger in seinem Institut für Reise- und Tropenmedizin.
Der Wiener Tropenmediziner Heinrich Stemberger in seinem Institut für Reise- und Tropenmedizin.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der erste bestätigte Fall einer Zika-Virus-Infektion in Österreich beunruhigt Schwangere. Experten geben Entwarnung: Eine Ansteckung ist nur durch einen Mückenstich möglich.

1. Ursprung des Zika-Virus

Schon der Name des Zika-Virus klingt exotisch oder zumindest ungewöhnlich, dabei ist die Etymologie weniger ausgeklügelt als bei anderen Virusarten. Er kommt schlicht vom gleichnamigen Regenwald nahe der Stadt Entebbe in Uganda, in dem das Virus 1947 erstmals an Affen nachgewiesen wurde. In den folgenden sechzig Jahren blieb es unauffällig und verbreitete sich kaum. Erst vor drei Jahren wurden größere Ausbrüche in Französisch-Polynesien bekannt, im Mai des Vorjahres kamen plötzlich ganz viele in Brasilien und weiteren Ländern Mittel- und Südamerikas dazu.

Das Zika-Virus gehört zur Gattung der Flavi-Viren und hat einige berühmte Verwandte, zum Beispiel das durch Zecken übertragbare FSME-Virus. Der Name der gesamten Virusfamilie Flaviviridae leitet sich vom Gelbfiebervirus ab (von Lateinisch flavus, „gelb“), das bereits 1904 vom US-amerikanischen Pathologen und Mikrobiologen Walter Reed erkannt wurde. Eine Gruppe von Forschern am Institut für Virologie an der Medizinischen Universität in Wien forscht zu Struktur, Oberfläche und Diagnostik aller Flavi-Viren.

2. Übertragung: Mückenstich

Gesichert lässt sich derzeit nur sagen, dass das Virus durch einen Stich der Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) übertragen werden kann, die in den Tropen und Subtropen beheimatet ist. Fälle von sexueller Übertragung oder durch Blutkonserven sind zwar aufgetaucht, aber noch nicht bestätigt. Der Wiener Tropenmediziner Heinrich Stemberger gibt aber generell zu bedenken, dass von zehn durch einen Mückenstich infizierten Menschen „neun gesund bleiben und nur einer krank wird“. Die rasche Ausbreitung in südamerikanischen Ländern habe vor allem damit zu tun, dass die dortige Bevölkerung noch nicht immun gegen das Virus ist. „Erst wenn der Sockel der Infizierten groß genug ist, wird die Übertragung zurückgehen“, sagt er.

3. Die Symptome

Zuerst muss man hier leider mit der weniger guten Nachricht beginnen, die schließlich seit einigen Tagen die Öffentlichkeit beunruhigt: Das Zika-Virus hat offenbar gravierende Folgen für Babys von infizierten Schwangeren (vor allem bei einer Ansteckung in den ersten sechs Schwangerschaftsmonaten). In Brasilien sind in den vergangenen Monaten über 4000 Fälle von Schädelmissbildungen bei Neugeborenen bekannt geworden, auch bekannt als Mikrozephalie. Zum Vergleich: In den Jahren davor sind nur bis zu 200 solcher Missbildungen aufgetaucht. Neugeborene mit Mikrozephalie haben einen ungewöhnlich kleinen Kopf und damit auch ein besonders kleines Gehirn. „Der Zusammenhang mit dem Zika-Virus ist sehr sehr wahrscheinlich, auch wenn das erst durch Untersuchungen endgültig bestätigt werden muss“, sagt Virologe Stefan Aberle.

Dafür gilt für alle nicht schwangeren Erkrankten: Wer mit dem Zika-Virus infiziert ist, muss sich auf keinen besonders beschwerlichen Krankheitsverlauf einstellen. „Die Erkrankung ist relativ harmlos“, sagt Stemberger. „Eine echte Influenza ist jedenfalls eine schwerere Krankheit.“ Ja, man bekommt Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen, eventuell einen Hautausschlag, auch Entzündungen der Augenbindehaut sind wahrscheinlicher, manche Patienten erbrechen. Die Symptome treten drei bis zwölf Tage nach dem infektiösen Mückenstich auf und halten maximal eine Woche an.

4. Der erste Fall in Österreich

Seit Mittwoch gibt es einen bestätigten Fall in Österreich. Dabei handelt es sich um eine 57-jährige gebürtige Brasilianerin, die vor einigen Wochen von einer Reise aus ihrem Geburtsland zurückgekehrt ist und leichte Symptome einer Zika-Virus-Infektion bemerkt hat. Erst vor wenigen Tagen sind die Ergebnisse der Blutuntersuchung durch das Institut für Virologe der Med-Uni Wien bestätigt worden.

Schwangere in Österreich müssen sich allerdings trotzdem keine Sorgen wegen einer Ansteckung machen, weil – siehe Punkt 2 – die Übertragung eben nur durch einen Mückenstich passieren kann. Auch die Angst, dass die böse, hierzulande nicht heimische Gelbfiebermücke durch Reisende nach Österreich gebracht werden kann, zerstreut Tropenmediziner Stemberger: „Die Mücken würden unsere aktuellen Temperaturen nicht überleben.“

5. Schutz für Schwangere

Das Gesundheitsministerium rät Schwangeren oder Frauen, die eine Schwangerschaft planen, Reisen in die aktuell betroffenen Gebiete zu vermeiden oder aufzuschieben. Das könnte heuer zumindest jene Menschen betreffen, die die Olympischen Spiele in Brasilien besuchen wollten.

Viel dramatischer aber ist die Lage in Mittel- und Südamerika und in der Karibik. Die Weltgesundheitsorganisation spricht dort von einer „explosive pandemic“ und berief diese Woche eine Krisensitzung ein. Gesundheitsminister diverser betroffener Länder raten Frauen pauschal, bis 2018 nicht schwanger zu werden. Das verstärkt allerdings auch die Hysterie in diesen Ländern.

6. Therapie

Was kann man tun, wenn man sich auf einer Reise in die betroffenen Gebiete das Zika-Virus eingefangen hat? „Nichts“, sagt Experte Stemberger. Es gibt weder ein Medikament noch eine Impfung. Daher gilt das, was für alle leichten Fiebererkrankungen gilt: aussitzen und Ruhe geben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2016)

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