OMV-Chef: "Wir gackern erst, wenn das Ei gelegt ist"

Chief executive of Austrian energy group OMV Seele addresses a news conference in Vienna
Chief executive of Austrian energy group OMV Seele addresses a news conference in Vienna(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Rainer Seele lässt sich bei den Verhandlungen mit Gazprom nicht in die Karten blicken. Vom Energiekonzern hält er offenbar mehr als von Putin: Dieser sei "alles andere" als ein lupenreiner Demokrat.

OMV-Chef Rainer Seele hat bei einem "NZZ.at-Clubabend" das geplante Engagement in Russland verteidigt: Seele sagte am Montagabend, die OMV müsse nur fünf bis sieben Prozent ihres Kapitals einsetzen, "ich brauche für 25 Prozent zusätzliche Produktion also nur wenig Geld".

Mit dem geplanten Asset-Tausch mit den russischen Gazprom und dem damit verbundenen Einstieg in die Produktion im kostengünstigen Urengoy-Öl- und Gas-Feld soll Russland bis 2020 zu einer weiteren Kernregion werden. Laut bisherigen Daten könnte die OMV auf zusätzliche Reserven von 600 Millionen Barrel Öl-Äquivalent kommen. Bei Urengoy gehe es um die drittgrößte Lagerstätte im Land, die OMV bekäme "eine große neue Reserveposition" - das Fünffache der OMV-Produktion 2015. Angeboten hat die Gazprom der OMV dort einen Anteil von 24,98 Prozent, also 25 Prozent minus eine Aktie.

Dezidiert ausgeschlossen hatte der Konzern bisher, dass es eine direkte Beteiligung von Gazprom an der OMV geben könnte oder dass Anteile an der Gas Connect Austria oder dem Gasknoten Baumgarten in Frage kommen könnten - für die Raffinerien Schwechat und Burghausen am Inn wurde das so nie gesagt. Aber: "Können wir den Asset-Tausch mit Gazprom einlochen, dann haben wir eine Wachstumsstory." Denn dann könnten 2020 zusätzlich 30.000 boe/d aus Russland kommen, später nochmals 40.000 boe/d. Zerreden lasse wolle man sich das Thema nicht - auch könne man die Verhandlungen nicht öffentlich führen. "Erst wenn es ausverhandelt ist, ist der Zeitpunkt, darüber zu sprechen", so Seele: "Wir gackern erst wenn das Ei schon gelegt ist.

Putin kein lupenreiner Demokrat

Mit Russlands Präsident Wladimir Putin verhandle er nicht, so Seele. Er glaube auch nicht, dass dieser ein lupenreiner Demokrat sei, "Putin ist alles andere als das", sagte Seele auf eine Anspielung aus dem Publikum auf einen früheren Ausspruch des deutschen Ex-Kanzlers Gerhard Schröder, der sich 2004 "davon überzeugt" gezeigt hatte, "dass er das ist". Schröder sitzt als Gazprom-Vertreter im Nord-Stream-II-Aufsichtsrat und ist Vorsitzender im achtköpfigen Aktionärsausschuss.

Die geplante Vertiefung der Geschäftsbeziehung mit der russischen Gazprom verteidigte der OMV-Chef dagegen: "Ich brauche einen verlässlichen Partner, mit dem ich durch dick und dünn gehen kann." In den 48 Jahren der Partnerschaft von OMV und Gazprom habe es keinen Grund zu einer Beschwerde gegeben.

Alle in Russland geplanten Aktivitäten stünden im Einklang mit den Sanktionen des Westens gegenüber dem Land. Diese könnten im Sommer, bei der nächsten Debatte darüber, abgemildert werden, hofft Seele. Als Präsident der deutsch-russischen Außenhandelskammer sehe er eine lange Schlange an Unternehmen aus Europa, "die sehr leiden", weil 30 bis 40 Prozent des Handelsvolumens verloren gegangen seien.

"Ich brauch das Geld"

Die Tochter Gas Connect Austria, Betreiber von Gaspipelines, soll zu bis zu 49 Prozent an einen Finanzinvestor veräußert werden, und zwar an den, der am meisten bietet. "Ich geb' zu: Ich brauch Geld", sagte Seele. Durch die geplante Investition der OMV in die Nord-Stream-II-Gasleitung - die endgültige Entscheidung steht noch aus - würde der bei der OMV verbleibende Gas-Connect-Mehrheitsanteil "noch wertvoller werden".

Den Gasgroßhandel über die Tochter EconGas wolle die OMV nach einem Ja der Kartellbehörden zum Zukauf der Minderheitsanteile auf Wachstumskurs setzen. Schon jetzt gehe EconGas auf Kundensuche für Gasmengen, die man ab 2018 aus dem in Norwegen mit Statoil betriebenen Gasfeld Aasta Hansteen erwarte.

(APA)

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