Opec-Länder wollen Fördermenge deckeln

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Die Gespräche in Doha stocken. Die Vertreter von mehr als einem Dutzend Ölförderer wollen dem Preisverfall auf dem Weltmarkt entgegenwirken. Doch der Iran spielt nicht mit.

Angesichts der niedrigen Ölpreise ringen wichtige Förderländer im Golfemirat Katar um Gegenmaßnahmen. Das Treffen in Doha, der Hauptstadt Katars, wurde allerdings am Sonntag nach Medienberichten vorläufig unterbrochen. Die Verhandlungen über ein Einfrieren der Fördermenge seien nach der Ankündigung des Iran, keine Vereinbarung unterzeichnen zu wollen, auf den Nachmittag verschoben worden, berichtete der TV-Sender Al Jazeera. Nach Informationen des Finanzdienstes Bloomberg unter Berufung auf einen Offiziellen aus Ecuador gibt es aber eine generelle Einigung, deren Formulierung angepasst werden müsse.

Die Vertreter von mehr als einem Dutzend Ölförderer, darunter das mächtige Saudi-Arabien und Russland, wollen sich in Doha auf die Deckelung der Ölproduktion auf dem Niveau vom Jänner einigen, um dem Preisverfall auf dem Weltmarkt entgegenzuwirken. Die meisten der teilnehmenden Länder sind Teil der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC). Doch Mitgliedsstaat Iran erteilte den saudisch-russischen Plänen im Vorfeld eine Absage: "Da wir einen Plan fürs Einfrieren nicht unterzeichnen wollen, gibt es auch keine Notwendigkeit, jemanden vor Ort in Doha zu haben", sagte Ölminister Bijan Sanganeh am Sonntag nach Angaben der Nachrichtenagentur Shana. Der Iran werde aber seine Produktion auf 4 Millionen Barrel am Tag - und damit auf den Level vor den im Jänner aufgehobenen Sanktionen - wie geplant erhöhen, so der Minister.

Ölpreis bis zu 70 Prozent eingebrochen

Wegen der Haltung Teherans hatten Analysten ein Scheitern der Gespräche nicht ausgeschlossen. Riad, bestimmendes OPEC-Mitglied, befürchtet, dass sein Erzfeind Iran aus einer eigenen Zurückhaltung Kapital schlägt und der Ölindustrie des Königreichs damit schadet. Zweifel an der Wirkung einer möglichen Einigung gab es auch deshalb, weil andere wichtige Staaten nicht mit am Tisch sitzen. So werden neben dem Iran auch die USA und Norwegen nicht Teil eines Deals sein. Zudem gab es Bedenken, dass im Jänner bereits zu viel Öl gefördert worden sei, als dass eine Deckelung auf diesem Niveau die Preise steigen lassen könnte.

Die Ölpreise waren von Mitte 2014 bis Ende 2015 um bis zu 70 Prozent eingebrochen. Zwischenzeitlich erholten sie sich wieder etwas. Ein Ende des langjährigen Preistiefs sehen viele Beobachter aber noch nicht. Die Ölschwemme war unter anderem deswegen entstanden, weil führende Förderer wie Saudi-Arabien im Zuge wachsender Konkurrenz - zum Beispiel durch die von US-Firmen eingesetzte Fördertechnik Fracking - ihre Marktanteile durch eine Erhöhung der Produktion halten wollten. Verbraucher freuen sich zwar über günstige Preise für Benzin und Heizöl. Den Förderländern aber rissen sie riesige Löcher in die Haushaltskassen.

Opec

Die Mitgliedstaaten der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) liefern weltweit etwa ein Drittel des Rohöls und besitzen rund drei Viertel der bekannten Reserven. In den vergangenen Jahren hat das Kartell, das seinen Sitz seit 1965 in Wien hat, etwas an Einfluss verloren, weil die USA neue Förderquellen mit der Fracking-Technologie erschlossen haben.

Die Organisation wurde 1960 in Bagdad von Saudi-Arabien, dem Iran, dem Irak, Kuwait und Venezuela gegründet. Ziel war es, die Ölquellen statt der Ölkonzerne selbst zu kontrollieren und mit Förderabsprachen auch den Ölpreis zu beeinflussen, um sich stabile Gewinne zu sichern. Heute hat das Ölkartell 13 Mitgliedsländer.

(APA/dpa)

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