Öl: Trotz Überproduktion drosselt Opec Förderung nicht

(c) REUTERS (IBRAHEEM AL OMARI)
  • Drucken

Die Opec-Mitglieder diskutierten am Sonntag erneut erfolglos über ein Einfrieren der Ölfördermengen. Der Iran sagte seine Teilnahme kurzfristig ab.

Trotz der niedrigen Ölpreise haben sich wichtige Förderländer nicht auf Gegenmaßnahmen einigen können. Das Treffen in Doha, der Hauptstadt Katars, wurde am Sonntag ohne eine Einigung auf das Einfrieren der Fördermenge beendet, wie der nigerianische Ölminister sagte. Wahrscheinlich werde es ein erneutes Zusammenkommen im Juni geben. Die Vertreter von mehr als einem Dutzend Ölförderer, darunter das mächtige Saudiarabien und Russland, wollten sich in Doha eigentlich auf die Deckelung der Ölproduktion auf dem Niveau vom Jänner einigen, um dem Preisverfall auf dem Weltmarkt entgegenzuwirken.

Der Iran lehnte den Plan von Saudiarabien ab, dass die Ölfördermengen auf das Niveau von Jänner eingefroren werden. Am Sonntagmorgen kam es darüber sogar zum Eklat. So teilte die iranische Regierung mit, dass sie das Treffen in Doha kurzfristig boykottieren werde. Der Iran werde niemals seine „historische Produktionsquote“ aufgeben, erklärte Irans Ölminister, Bijan Sanganeh, am Sonntag. Da man den saudischen Plan nicht unterzeichnen wolle, „gibt es auch keine Notwendigkeit, jemanden vor Ort in Doha zu haben“, sagte der Minister.

In Doha herrschte am Sonntag zunächst Ratlosigkeit. Weil der Iran nicht teilnahm, wurden die Verhandlungen am Nachmittag kurzfristig unterbrochen. Saudiarabien bestand laut Verhandlungskreisen darauf, dass alle Opec-Länder bei einer Drosselung mitmachten. Für den Iran dürfe es keine Ausnahme geben, hieß es.

Iran will mehr Öl fördern

Die Iraner haben andere Interessen als die Saudis. Nachdem vor Kurzem die meisten Sanktionen gegen den Iran aufgehoben wurden, will das Land seinen Marktanteil bei der Ölförderung wieder ausbauen und sich an keiner Drosselung beteiligen. Der Iran verfügt über die viertgrößten Reserven der Welt. Laut Opec-Angaben stieg die iranische Ölproduktion von Jänner bis März von 2,9 Millionen Barrel pro Tag auf 3,3 Millionen Barrel.

Die Regierung in Teheran möchte wieder auf das Niveau vor den Sanktionen kommen. Damals förderte der Iran rund vier Millionen Barrel pro Tag. Saudiarabien will dagegen den wirtschaftlichen Aufstieg des Iran verhindern. Hinzu kommt, dass der niedrige Ölpreis dem saudischen Staat im Vorjahr ein Minus in Milliardenhöhe bescherte. Das Land muss nun einen Sparkurs umsetzen.

Mit einem Einfrieren der Fördermengen wollen die Saudis den Preisverfall stoppen. Sie haben daher Vertreter von Russland zum Opec-Treffen eingeladen, damit die Russen bei diesem Plan mitmachen. Die Ölpreise sind von Mitte 2014 bis Ende 2015 um bis zu 70 Prozent zurückgegangen. In den vergangenen Wochen erholten sie sich. Doch Saudiarabien und Russland fürchten, dass es wieder abwärtsgehen könnte.

Unter dem Preisrutsch beim Öl leiden nicht nur viele Länder, sondern auch die Gewinne großer Ölkonzerne brechen ein. Die Mitgliedsländer der Opec liefern weltweit etwa ein Drittel des Rohöls. Die Organisation hat ihren Sitz in Wien, doch es gibt immer wieder Treffen in anderen Städten. (höll)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Die Autofahrer wird's freuen
International

Opec-Blockade schickt Ölpreis auf Talfahrt

Die Opec hatte es am Sonntag nicht geschafft, trotz Überproduktion die Fördermenge zu drosseln.
Themenbild
International

Opec-Länder wollen Fördermenge deckeln

Die Gespräche in Doha stocken. Die Vertreter von mehr als einem Dutzend Ölförderer wollen dem Preisverfall auf dem Weltmarkt entgegenwirken. Doch der Iran spielt nicht mit.
Views Of Oil Refinery
International

Ölpreis nur von Hoffnung getrieben

Am Sonntag wollen die Ölproduzenten in Doha ein Zeichen setzen, um den Ölpreis zu stabilisieren. Allein die Ankündigung hat den Markt seit Februar in Euphorie versetzt.
Gabuns Präsident Ali Bongo Ondimba
International

Gabun will ein zweites Mal Opec-Mitglied werden

Das afrikanische Land trat vor über 20 Jahren aus der Organisation erdölexportierender Länder aus. Jetzt klopft es wieder an die Tür.
International

Realität dämpft Euphorie auf dem Ölmarkt

Die Opec senkte die Prognose für die Nachfrage 2016. Grund sei die Konjunkturabkühlung in China und Lateinamerika.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.