Journalisten seien von Attentaten nicht ausgenommen, wenn sie "Hurensöhne" seien, sagte der designierte Präsident. Die Gewerkschaft ist entsetzt.
Der umstrittene designierte Präsident der Philippinen, Rodrigo Duterte, hat Morde an Journalisten in manchen Fällen für gerechtfertigt erklärt. "Nur weil du ein Journalist bist, bist du von Attentaten nicht ausgenommen, wenn du ein Hurensohn bist", sagte er bei einer Pressekonferenz am Dienstagabend in seiner südphilippinischen Heimatstadt Davao. Guten Journalisten, die die Wahrheit berichteten, werde nichts passieren. Korrupte Journalisten rette das Recht auf freie Meinungsäußerung nicht.
Die Journalistengewerkschaft der Philippinen reagierte mit Entsetzen. Die Aussagen des Siegers der Präsidentschaftswahl seien empörend, teilte die Organisation am Mittwoch mit. "Nichts rechtfertigt das Ermorden von Journalisten", hieß es. Duterte habe die Namen und das Gedenken an 176 Journalisten, die seit 1986 auf den Philippinen ermordet worden seien, besudelt. Er habe eine "Jagdzeit" ausgerufen, um die Medien zum Schweigen zu bringen.
Die Nationale Journalistenunion der Philippinen bezeichnete die Äußerungen am Mittwoch als "erschreckend". Es gebe zwar Korruptionsprobleme in der Branche, diese rechtfertigten jedoch nicht die Ermordung von Reportern. Duterte habe "die Jagd eröffnet, um die Medien zum Schweigen zu bringen, sowohl einzelne Journalisten als auch die Institutionen, und zwar beim bloßen Anschein von Korruption", erklärte die Journalistenunion.
Eines der gefährlichsten Länder der Welt
Für Journalisten sind die Philippinen eines der gefährlichsten Länder der Welt. Erst am vergangenen Freitag war in der Hauptstadt Manila nach Medienberichten ein Journalist erschossen worden. Im jüngsten Index der Länder mit den meisten unaufgeklärten Morden an Journalisten des Komitees zum Schutz von Journalisten belegten die Philippinen den vierten Platz.
Der 71-jährige Duterte soll am 30. Juni den Amtseid als Präsident leisten. Der langjährige Bürgermeister der Stadt Davao, der von Menschenrechtsaktivisten für die Tötung von mehr als tausend Menschen durch Todesschwadronen verantwortlich gemacht wird, hatte die Wahl am 9. Mai mit großem Vorsprung gewonnen. Er hatte im Wahlkampf einen unerbittlichen Feldzug gegen die Kriminalität angekündigt, will die Todesstrafe wieder einführen und Scharfschützen gegen mutmaßliche Verbrecher einsetzen.
(APA/dpa)