Russland meldet Festnahme von "Arctic Sea"-Entführern

(c) AP (Pekka Laakso)
  • Drucken

Das Rätsel um die "Arctic Sea" steht vor der Klärung: Die russische Marine hat nach eigenen Angaben acht mutmaßliche Piraten verhaftet. Sie sollen das Schiff schon seit über drei Wochen in ihrer Gewalt gehabt haben.

Der vor drei Wochen unter mysteriösen Umständen verschwundene Frachter war nach russischer Darstellung Opfer eines Piratenangriffs. Die russische Marine hat nach eigenen Angaben acht Männer verhaftet, denen sie die Entführung des vermissten Frachters vorwirft. Offenbar hatten sie das Schiff bereits am 24. Juli in der Ostsee in ihre Gewalt gebracht. "Es war ein Akt von Piraterie", sagte der russische Verteidigungsminister Anatoly Serdjukov.

Das Schiff sei "ohne einen Schuss" befreit worden, teilte Serdjukov am Dienstag mit. Unter den Festgenommenen seien zwei Russen, zwei Letten und vier Esten. Sie wurden auf das russische Kriegsschiff "Ladny" gebracht und würden befragt, berichtete die russische Nachrichtenagentur Interfax.

Entführer kaperten Schiff Ende Juli

Die Entführer hatten sich in einem Schlauchboot dem Frachter genähert und unter dem Vorwand, in Seenot zu sein, die "Arctic Sea"-Besatzung um Hilfe gebeten. Der angeblich mit Holz beladene Frachter war demnach bereits seit 24. Juli in der Gewalt der Entführer.

Der Angriff war bereits bekannt, bisher war aber davon ausgegangen worden, dass die Seeräuber das Schiff nach zwölf Stunden wieder verlassen hätten. Nach dem Überfall seien alle Navigationsgeräte und die Bordtechnik abgestellt worden, sagte Sedjukov. Er erklärte damit den fehlenden Funkkontakt und das wochenlange Rätselraten um den Verbleib des Schiffs.

Nach wie vor ist vieles unklar

Nach wie vor ist aber vieles unklar. Einerseits gibt es keine Informationen darüber, was aus der Ladung des Frachters - offiziell Bauholz im Wert von 1,3 Millionen Euro - geworden ist. Andererseits weiß zur Zeit niemand, warm die acht Männer das Schiff eigentlich entführt haben. Am Montag hieß es zwar, es sei rund eine Million Euro Lösegeld bezahlt worden, die Meldung wurde allerdings rasch dementiert.

Die Strafverfolgungsbehörden von 20 Staaten befassen sich derzeit mit dem Fall. "So lange diese Ermittlungen andauern, können wir keine Details über den Zwischenfall mitteilen", sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Dienstag.

Schiff wurde vor Kapverden gefunden

Das verschollene Schiff einer finnischen Reederei war am Montag vor der Küste der Kapverden im Atlantik gefunden worden. (mehr: Chronologie eines Verschwindens). Die Schwarzmeerflotte befreite die 15 russischen Seeleute am Montag. Das russische Schiff "Ladny" nahm die Männer an Bord. Sie würden befragt, um herauszufinden, was in den vergangenen zwei Wochen tatsächlich passiert ist (mehr: Was geschah an Bord der "Arctic Sea").

Angehörige der geretteten Seeleute und die russische Seefahrergewerkschaft beklagten am Dienstag, dass der russische Geheimdienst weiter den persönlichen Kontakt verhindere. "Ich weiß bisher nur aus den Nachrichten von der Befreiung", sagte Jelena Sarezkaja, die Ehefrau des "Arctic Sea"-Kapitäns Sergej Sarezki. Über den Verbleib der Männer war zunächst nichts bekannt. Die Gewerkschaft forderte, die Seeleute umgehend nach Hause zu fliegen.

Von dem unter maltesischer Flagge fahrende Frachtschiff fehlte seit 28. Juli jede Spur. Spekulationen über die Gründe seines Verschwindens reichten von einem Piratenangriff über eine Mafia-Fehde bis zu einem Handelsdisput (mehr: Theorien zum Verschwinden der "Arctic Sea").

(Ag., Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Weltjournal

"Arctic Sea": Totgeglaubter Seemann unter den Piraten

Die vergangene Woche auf dem finnischen Frachter gefassten mutmaßlichen Piraten sin vermutlich vorbestrafte Kriminelle aus Estland. Sie beteuern nach wie vor, "friedliche Umweltschützer" zu sein.
Weltjournal

Nato: Arctic Sea war nie verschollen

Die Nato soll immer gewusst haben, wo sich der "verschollene" Frachter befunden hat. Jedoch habe sie sich bewusst herausgehalten und Russland die Sache alleine klären lassen - aus Angst vor diplomatischen Verwicklungen.
Weltjournal

Russland: Programm gegen Piraterie statt Spekulationen

Die Besatzung und die mutmaßlichen Entführer der "Arctic Sea" werden weiter verhört. Der russische Nato-Botschafter hielt den Westen dazu an, sich weniger mit der Ladung des Frachters auseinanderzusetzen.
Weltjournal

"Arctic Sea": Experten vermuten Waffenschmuggel

Die "merkwürdige Geschichte" um das drei Wochen lang verschollene Schiff könne eigentlich nur mit illegalem Waffenhandel erklärt werden, sagen Schiffahrts-Experten. Offiziell transportierte die "Arctic Sea" Bauholz.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.