Im Streit zwischen Israel und Schweden über einen Zeitungsartikel stellt sich die jüdische Gemeinde auf die Seite der Regierung in Stockholm. Der Antisemitismus-Vorwurf sei "über alle Maßen aufgebauscht".
In dem Streit zwischen Israel und Schweden um einen Zeitungsartikel über angeblichen Raub von Organen getöteter Palästinenser hat sich die Präsidentin der Jüdischen Gemeinde in Schweden, Lena Posner-Körösi, auf die Seite der Regierung in Stockholm gestellt. Israels Forderung, dass die schwedische Regierung den in der Zeitung "Aftonbladet" erschienenen Artikel offiziell verurteilen müsse, habe "die Angelegenheit völlig aus dem Ruder laufen lassen", sagte sie laut "die tageszeitung" (taz)am Dienstag.
Die Präsidentin der schwedischen Jüdischen Gemeinde warf der israelischen Regierung vor, den Artikel "über alle Maßen aufgebauscht" zu haben. Sonst hätte sich niemand dafür interessiert. Durch die Forderung nach einer offiziellen Verurteilung habe sich die Debatte in Schweden zu einer Grundsatzfrage über Pressefreiheit entwickelt. "Die Regierung wird den Artikel nicht verurteilen - die Meinungsfreiheit gilt hier als sakrosankt", sagte Posner-Körösi der israelischen Tageszeitung "Haaretz".
Der Artikel hatte eine mögliche Verwicklung israelischer Militärs in illegalen Handel mit Organen erschossener Palästinenser angedeutet. "Aftonbladet" verteidigte den Artikel damit, dass er lediglich als Anstoß gemeint gewesen sei, den Vorwürfen über illegalen Organhandel nachzugehen. Israels Außenminister Avigdor Lieberman verglich daraufhin die Haltung der schwedischen Regierung zu dem Zeitungsbericht mit dem Schweigen des im Zweiten Weltkrieg neutralen Schweden während des Holocaust.
(Ag.)