Japan: Will Kaiser Akihito abdanken?

Japan´s Emperor Akihito appears with Empress Michiko, Crown Prince Naruhito and Crown Princess Masako to well-wishers gathered to celebrate the monarch´s 77th birthday at the Imperial Palace in Tokyo
Japan´s Emperor Akihito appears with Empress Michiko, Crown Prince Naruhito and Crown Princess Masako to well-wishers gathered to celebrate the monarch´s 77th birthday at the Imperial Palace in Tokyo(c) REUTERS (Kim Kyung Hoon)
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Der 82-jährige Tenno möchte Medienberichten zufolge wegen Krankheit und Familienzwistigkeiten seinen Thron an Kronprinz Naruhito abtreten. Der Palast dementiert.

Tokio. Noch ist es nur eine Ankündigung. Aber Japans Medien reagierten schockiert und überschlagen sich mit Gerüchten und Spekulationen. Kaiser Akihito wolle abdanken, berichteten am Mittwoch gleich mehrere seriöse Fernsehsender, Agenturen und Zeitungen. Der beim Volk sehr beliebte Tenno habe diese Absicht gegenüber Vertrauten erörtert. Der Plan des Kaisers sei von seiner Frau, Kaiserin Michiko, sowie den beiden Söhnen, Kronprinz Naruhito und Prinz Akishino, akzeptiert worden. Nicht sofort, sondern erst in ein „paar“ Jahren will der 82-Jährige demnach das Zepter an seinen ältesten Sohn, Naruhito, weiterreichen. Das Haushofamt dementierte die Gerüchte.

Einen Rücktritt des Tenno hat es seit 200 Jahren nicht mehr gegeben. Die Vorgänger von Akihito hatten den Chrysanthementhron bis zu ihrem Lebensende besetzt. In der Verfassung ist eine solche Abdankung nicht vorgesehen. Selbst das Kaiserliche Hofamt, Gralshüter aller Zeremonien und Traditionen, schreibt keine Regeln für eine geordnete Thronfolge zu Lebenszeiten vor.

Der als sehr zurückhaltend und hochsensibel geltende Monarch hatte in jüngster Zeit häufig über sein Alter geklagt, kleine Fehler bei Zeremonien eingestanden. Das Hofamt legte ihm immer wieder nahe, weniger zu arbeiten, Termine und Reisen einzuschränken. Im Mai wurden Empfänge im Palast gestrichen, auch Mittagessen mit ausländischen Staatsgästen und hohen Beamten aus den Provinzen. Dennoch blieb der Terminkalender relativ voll. So bereisten Akihito und Kaiserin Michiko unlängst sowohl den Norden als auch den Süden Japans.

Dabei fiel auch dem Fernsehzuschauer auf, wie kränklich der Monarch in jüngster Zeit aussieht, wachsbleich im Gesicht, schmal und gebückt die Haltung. Nur das höfliche Lächeln ist geblieben wie immer. Das Gesicht zu bewahren ist die oberste Lebensregel in Japan, und das gilt besonders für seinen Tenno. Immer, wenn er in der Öffentlichkeit auftaucht, am häufigsten zu seinem Geburtstag am 23. Dezember, jubeln ihm die Menschen frenetisch zu. „Banzai – 10.000 Jahre soll er leben!“ Aber jedermann weiß natürlich, dass dieser Götterwunsch auch für einen Kaiser nicht gilt. Seit seiner Prostataoperation und der Entfernung eines Tumors gilt er als gesundheitlich angeschlagen.

Offiziell gilt der Gesundheitszustand des 1989 gekrönten Tenno als altersgerecht gut. Im Februar war er an einer fiebrigen Erkältung erkrankt, 2011 an einer Bronchopneumonie. Ein Jahr darauf unterzog er sich einer Herz-Bypass-Operation. Aber das soll beim 125. Throninhaber Japans nicht als Grund für eine Resignation gelten.

Erbitterter Bruderkampf

Es gibt immer mehr Spekulationen über Zoff hinter den hohen Felsmauern des Palastes, und manche sprechen sogar düster von Tragödie. Es geht um einen verbitterten Familienzwist zwischen den konkurrierenden Brüdern Naruhito und Akishino, die sich – oder ihre Sprösslinge – immer wieder als potenzielle Thronfolger ins Spiel bringen.

Hofmarschall Shingo Haketa hat sich einmal ungewohnt offen geäußert: „Bitte glauben Sie nicht, dass er sich einfach nur schlecht fühlt, weil er zu viele offizielle Pflichten zu erfüllen hat oder sein Terminkalender zu voll ist“, ließ Haketa die Öffentlichkeit wissen. „Seine Majestät grämt sich um die Zukunft des Thrones, des imperialen Systems, der Kaiserfamilie und vieles andere.“

Der Kaiser selbst schweigt zu alledem.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.07.2016)

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