Bundeskammer zeigt sich loyal mit Wiener Spitalsärzten

Protestversammlung am Mittwoch im Festsaal der WU Wien
Protestversammlung am Mittwoch im Festsaal der WU WienAPA/HELMUT FOHRINGER
  • Drucken

Die Patientenanwälte hatten eine Distanzierung der Bundes-Ärtztekammer von den Streikplänen in Wien gefordert.

Die Wiener Patientenanwältin, Sigrid Pilz, und ihr niederösterreichisches Pendant, Gerald Bachinger, sind mit ihren Anliegen beim Präsidenten der Österreichischen Ärztekammer, Artur Wechselberger, abgeblitzt. Die beiden hatten ihn am Dienstag in einem offenen Brief aufgefordert, sich gegen den geplanten Streik der Wiener Spitalsärzte am kommenden Montag und somit gegen die Wiener Ärztekammer zu stellen.

Eine ernste Konfliktsituation könne nicht erfolgreich deeskaliert werden, wenn gleichzeitig mit „pauschalen Vorwürfen und Unterstellungen agiert werde“, ließ Wechselberger den Patientenanwälten ausrichten. Dasselbe gelte für die Führung des Wiener Krankenanstaltenverbundes, von der Wechselberger „Lösungskompetenz im Arbeitsstreit“ einfordert statt „mit Drohungen unter Verweis auf Dienstplichtverletzungen Öl ins Feuer zu gießen“.

Fürsorgepflicht gegenüber Mitarbeitern

Schließlich unterliege die Unternehmensführung der Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitern, nach der auch Verunsicherung, Sorgen und Frustration ernst zu nehmen seien. Der ärztlichen Belegschaft könne nur mit einer faktenbezogenen innerbetrieblichen Gesprächskultur begegnet werden.

Protestversammlung der Kammer

Unterdessen trafen sich am Mittwoch mehr als 350 Ärzte im Festsaal der WU Wien, um sich arbeitsrechtlich für den Warnstreik am 12. September schulen zu lassen. Es war die Auftaktveranstaltung der vom Streik- und Aktionskomitee der Wiener Ärztekammer beschlossenen Protestmaßnahmen gegen den Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV).

Die Versammlung stand im Zeichen einer arbeitsrechtlichen Schulung, die von Franz Marhold, Vorstand des Instituts für Arbeits- und Sozialrecht an der WU Wien und Rechtsanwalt bei der Kanzlei Herbst Kinsky, abgehalten wurde. Marhold stellte dabei unmissverständlich fest, dass es auch für die Ärzte im KAV "ein Grundrecht auf Streikfreiheit" gebe und der Streik damit "absolut rechtens" sei. Dies sei auch verfassungsrechtlich abgesichert, wenn die Verhältnismäßigkeit gegeben ist und Streik die Ultima Ratio darstelle. Beides sei in diesem Fall gegeben.

(kb)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Nach dem Urteil des Richters wird nun über ihn selbst geurteilt – nämlich bei der Frage nach seiner Befangenheit.
Wien

Fall Rainer: War der Richter befangen?

Hat Helge Eckert im Auftrag des KAV Vorträge gehalten? Und wie lange ist das her? Darüber muss nun das Arbeitsgericht entscheiden.
Gernot Rainer will einen neuen Richter, der seine Klage prüfen soll.
Wien

Fall Rainer: Ablehnungsantrag gegen Richter

Der vorsitzende Richter, Helge Eckert, soll im Auftrag des Krankenanstaltenverbundes Vorträge gehalten haben und sei daher befangen. Er hatte Rainers Klage gegen den KAV, der seinen Vertrag als Arzt nicht verlängerte, abgewiesen.
Archivbild: Gernot Rainer bei einem ''Presse''-Interview im Vorjahr
Wien

Urteil: Kritischer Arzt Gernot Rainer verliert gegen Stadt

Der Lungenfacharzt hatte auf Wiedereinstellung geklagt, da er das Auslaufen seines Dienstvertrags im Otto-Wagner-Spital als Folge seines gewerkschaftlichen Engagements ansah.
Gernot Rainer kritisiert die Klassenmedizin in Österreich.
Wien

Gernot Rainer: „Trend zu Eigenverantwortung ist unfair“

Sein Vertrag im Otto-Wagner-Spital wurde nicht verlängert, weil er sich mit den „Gesamtinteressen der Stadt“ nicht identifizieren könne. Seither betreibt Lungenfacharzt Gernot Rainer eine Wahlarztpraxis. Und er hat ein Buch geschrieben.
Sonja Wehsely will bei Gesprächen mit Personalvertretern Sorgen abbauen. Streikgründe sieht sie nach wie vor nicht.
Wien

Last-Minute-Treffen: Wehsely hofft auf Absage des Ärztestreiks

Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely will Last-Minute-Gespräche mit Personalvertretern im Krankenanstaltenverbund führen, um den für Montag geplanten Streik der Ärzte zu verhindern.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.