Die Einladungspolitik des Parlaments stößt auf harsche Kritik: Der Frauenring ist empört, dass unter den Rednern keine einzige Frau ist. Auch der "Rettet den ORF"-Sprecher wurde nicht eingeladen.
Im Vorfeld der ORF-Enquete sorgt die Einladungspolitik des Parlaments für Verstimmung. Dass während der rund neunstündigen Debatte keine einzige Frau das Wort zum ORF ergreift, erzürnt den Österreichischen Frauenring. "Auf der Rednerliste stehen nur Männer - mit Frauen hat die Zukunft des ORF nichts am Hut", kritisierte Vorsitzende Christa Pölzlbauer am Mittwoch.
Dass Frauen bei der Enquete "nichts zu sagen" haben, stößt indes beim Frauenring auf Fassungslosigkeit. "Inhaltlich fordern wir schon lange, dass bei der ORF-Gesetzesnovelle Gleichstellungsanliegen berücksichtigt werden. Trotzdem wird das Thema ausschließlich von Männern dargestellt und diskutiert - wie fein", so Pölzlbauer.
Armin Thurnher statt Langenbucher
Auch "Rettet den ORF" fühlt sich "desavouiert", weil Wolfgang Langenbucher als Sprecher der Plattform nicht eingeladen ist. Der ehemalige ORF-Stiftungsrat Kurt Bergmann, der Mitglied von "Rettet den ORF" ist, empfindet es als "Desavouierung und Beleidigung, dass gerade jene Gruppe mundtot gemacht wird, von der die Initiative zu dieser Enquete ausgegangen ist".
Statt des emeritierten Universitätsprofessors Langenbucher, der als offizieller Sprecher der Plattform aus Tageszeitungen und Personen des öffentlichen Lebens fungiert, ist "Falter"-Chefredakteur Armin Thurnher auf der Teilnehmerliste unter "Rettet den ORF" ausgewiesen. Bergmann findet das "irreführend", schließlich sei der "legitimierte Sprecher dieser Protestinitiative" - so Bergmann - von der Veranstaltung ausgeschlossen.
Bitte um Einladung zurückgewiesen
Langenbucher selbst hat die Nationalratspräsidenten in mehreren Schreiben gebeten, eine weitere Person einzuladen, "die sozusagen für den Part Zivilgesellschaft in 'Rettet den ORF' steht". Dieses Ansinnen wurde mit dem Verweis auf die ohnehin schon überfrachtete Einladungsliste zurückgewiesen.
Man werde sich aber dafür einsetzen, dass es weitere Beratungen gibt "und all jene, die an einer Weiterentwicklung des ORF interessiert sind, dort auch entsprechend Gehör finden", hieß es im Rückschreiben.
Zur Tagesordnung der parlamentarischen Enquete
''Rettet den ORF''
"Rettet den ORF" wurde im Frühjahr dieses Jahres ins Leben gerufen, um "gegen die Zerschlagung und für die politische Unabhängigkeit des ORF" zu kämpfen. An Bord sind eine Reihe von Tageszeitungen und Proponenten aus Journalismus, Kultur und Wissenschaft. Mehr zu "Rettet den ORF".
(APA/Red.)