"Geisterwald": Pädophiler wollte Mädchen töten

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THEMENBILD: KINDERPORNOGRAPHIE(c) APA (Helmut Fohringer)
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Beim Schlag gegen einen Kinderporno-Ring wurde ein Deutscher verhaftet, der ein Mädchen entführen, missbrauchen und töten wollte. In Österreich wurden ein Vorbestrafter und ein Firmenchef angezeigt.

Im Zuge der Polizeioperation kommen die beteiligten Polizisten in mehreren Staaten - darunter Österreich - auf immer mehr erschreckende Details: Die Polizei in Schleswig-Holstein hat einen pädophilen 35-Jährigen verhaftet, der die Entführung und den Mord einer Achtjährigen geplant haben soll. In einem Internet-Chatroom habe er versucht, einen anderen Mann zu überreden, das Mädchen gemeinsam zu kidnappen, eine Woche lang zu missbrauchen und anschließend zu töten, teilte die Staatsanwaltschaft Kiel am Donnerstag mit. Die Identität des Chat-Partners ist bisher unbekannt.

Der 35-Jährige, der wegen Kindesmissbrauchs bereits im Gefängnis saß, wurde in der Nacht auf Mittwoch festgenommen und sitzt in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Verbreitung und Besitz kinderpornografischen Materials vor. Erst im August hatte sie wegen ähnlicher Straftaten Anklage gegen den Mann erhoben. Den entscheidenden Hinweis auf die Entführungsplanungen hatte das deutsche Bundeskriminalamt im Zuge von Ermittlungen gegen einen Kinderporno-Ring Geisterwald gegeben, den die Polizei in der Nacht auf Mittwoch sprengte.

Festnahmen in Schweiz und Spanien

Auch sieben Schweizer sind ins Visier der Behörden geraten, wie das Bundesamt für Polizei (fedpol) am Donnerstag auf Anfrage der Schweizer Depeschenagentur sda bestätigte. Drei der Betroffenen leben im Kanton Zürich, zwei im Aargau, je einer in Basel-Stadt und Bern. Im Kanton Zürich erfolgten daraufhin drei Festnahmen.

In Spanien wurden laut dpa unterdessen in einer zweiwöchigen Operation gegen die Verbreitung von Kinderpornografie 74 Verdächtige festgenommen. Bei der Durchsuchung von 130 Wohnungen in verschiedenen Gegenden Spaniens stellte die Polizei nach eigenen Angaben vom Donnerstag Millionen von Computerdateien mit Kinderpornos sicher. Insgesamt wurden 180 Verdächtige identifiziert. Die Festgenommenen gehören zahlreichen Berufsgruppen an. Unter ihnen waren Ingenieure, Informatiker, Beamte, Bankangestellte, Studenten und Arbeitslose.

Österreich: Einschlägig Vorbestrafter

Mit Hausdurchsuchungen in der Steiermark bei einem 30-jährigen Tontechniker und einem 44-jährigen Firmenchef aus Graz sind die Ermittlungen im Zuge der Polizeioperation "Geisterwald" abgeschlossen, sagte Harald Gremel vom Bundeskriminalamt (BK) am Donnerstag. Das Forum ist geschlossen, die Auswertung der Daten auf den beschlagnahmten Speichermedien und Computern werde noch zwei bis drei Monate dauern. Beide Männer waren geständig und wurden angezeigt.

Der 30-jährige Verdächtige ist laut Gremel bereits im vergangenen Jahr einschlägig zu drei Monaten bedingter Haft auf drei Jahre verurteilt worden. Diese dürfte jetzt schlagend werden. Bei dem Arbeitslosen wurde im Zuge der Hausdurchsuchung in der Nacht auf Mittwoch eine externe Festplatte, ein PC und ein Datenstick mit einschlägigem Material sichergestellt. Der Verdächtige wohnte alleine, Anzeichen auf Missbrauch von Kindern seien bei ihm nicht gegeben.

Rückfall in depressiver Phase

Bei der Einvernahme gab der Mann an, dass er bis zum Sommer 2009 keine Kinderporno-Seiten mehr besucht hätte, erzählte der Ermittler. Zu seinem 30. Geburtstag sei er in eine Depression gefallen, weil er keine Frau fand und seinen Job verlor. Unter Einfluss von Alkohol sei er dann zurück zu Kinderpornos gekommen.

Beim 44-jährigen Firmenchef wurden zwei Computer, 140 CDs und eine Videokassette sichergestellt. Er gab gegenüber den Ermittlern an, dass er keinerlei Vorliebe für Kinder hätte und nicht pädophil sei, sagte Gremel. Normalerweise betrachte er nur "normale" Pornos und sei über eine legale Seite zu dem Pädophilen-Forum gekommen.

(APA)

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