Keine Prinzessin auf der Erbse

Als Prinzessin Leia wurde Carrie Fisher berühmt. An diesen Erfolg konnte sie nie anschließen – doch sie trug es mit Humor und Selbstironie.
Als Prinzessin Leia wurde Carrie Fisher berühmt. An diesen Erfolg konnte sie nie anschließen – doch sie trug es mit Humor und Selbstironie.imago/ZUMA Press
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Als Leia in „Star Wars“ wurde sie zur Ikone der Popkultur. Abseits der Space Opera lief Carrie Fishers Leben weniger glamourös – doch Eitelkeit interessierte sie ohnehin nicht.

„Help me, Obi Wan Kenobi. You're my only hope.“ Der flehentliche Appell, den Prinzessin Leia in einer Projektion an den Jedi-Meister richtet, ist eines jener Zitate, die den Sprung in den Zitatenschatz der Popkultur geschafft haben. So wie auch die Frisur, mit der sie in der „Star Wars“-Saga erstmals zu sehen war – sie selbst nannte die neben den Ohren eingerollten Haare liebevoll Zimtschnecken. Und nicht zuletzt ist Leia selbst – gleich hinter dem Übervater aller Filmbösewichte, Darth Vader – die große ikonische Figur aus George Lucas' Space Opera. Reichlich viel Ballast, den eine gerade einmal 20-Jährige erst verdauen musste.

Es war ihr zweiter Filmauftritt überhaupt, mit dem Carrie Fisher 1977 in „Krieg der Sterne“ (später umbenannt in „Episode IV: Eine neue Hoffnung“) gleich ihre Lebensrolle übernahm. Eine selbstbewusste weibliche Figur, die an vorderster Front mitkämpft. Für die Rebellion, gegen das Imperium. Eine Anführerin, die auch zur Waffe greift, wenn es notwendig ist. Die auch sanft sein kann, wenn kurz romantische Momente aufblitzen. Die als starke Frau Vorbild für viele Mädchen ist, die aber auch eine erotische Komponente für das junge männliche Publikum hat – speziell mit dem goldenen Bikini im dritten Teil („Episode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritter“) der Filmreihe. Doch von einer weinerlichen, eitlen oder empfindlichen Prinzessin auf der Erbse, wie sie so gern in der Filmwelt gezeichnet wird, ist die Figur aus dem futuristischen Märchen jedenfalls, im Weltraum sei diese Plattitüde erlaubt, Lichtjahre entfernt.

Die Uneitelkeit der Prinzessin zeigte Carrie Fisher dann auch in ihrem eigenen Leben. Als nämlich die Filmreihe nach dem dritten Teil 1983 ihr vorläufiges Ende fand – und die Schauspielerin nicht annähernd an ihre früheren Erfolge anschließen konnte. Dass Probleme mit Alkohol und Drogen folgten, gehört zum Drehbuch des verloren gegangenen Erfolgs in Hollywood. Doch ihr Umgang damit war ein anderer – nicht sitzen und warten, bis sich ein Boulevardreporter am Schicksal des Absturzes weidet, sondern selbst die Geschichte dazu schreiben.

Alkohol, Drogen, dominante Mutter

Mit „Postcards from the Edge“ schrieb sie 1987 einen Roman über eine drogen- und tablettensüchtige Schauspielerin, die noch dazu eine problematische Beziehung zu ihrer Mutter hat – einer alternden Schauspielerin, in deren Schatten die Tochter immer stand. Auch dieser Aspekt ist autobiografisch angehaucht, immerhin wurde Fishers Mutter, Debbie Reynolds, unter anderem durch ihre Rolle im Filmmusical „Singin' in the Rain“ an der Seite von Gene Kelly berühmt. „Grüße aus Hollywood“, so der deutsche Titel von Fishers Roman, wurde 1990 erfolgreich mit Meryl Streep in der Hauptrolle verfilmt.

Die selbstironische Aufarbeitung ihrer Probleme war damit aber noch nicht beendet. 2011 folgten etwa unter dem Titel „Wishful Drinking“ ihre Jugenderinnerungen – deutscher Titel: „Prinzessin Leia schlägt zurück: Mein verrücktes Leben zwischen Kokain, Elektroschocktherapie und einem schwulen Ehemann“. Und selbst, als das „Star Wars“-Universum wieder bei ihr anklopfte, zeigte sie keine Ambitionen, sich einen Hauch des Glamours einzuverleiben. 2015 kam mit „Episode VII: Das Erwachen der Macht“ die Geschichte in die Kinos, deren Handlung rund 30 Jahre nach der „Rückkehr der Jedi-Ritter“ angesetzt war. Fisher spielte Leia als gereifte Generälin des Widerstands. Und hatte keine Scheu, bei öffentlichen Auftritten ihr graues Haar zu zeigen. Verbitterung über das Alter oder über das, was ihr im Leben widerfahren ist, hat sie jedenfalls nie gezeigt. Und schaffte es so, der mit ihr älter gewordenen Generation von „Star Wars“-Fans zu demonstrieren, was Würde ist.

Die neuen jungen Fans sollten ihre eigenen jungen Helden bekommen: mit der weiblichen Hauptfigur Rey in „Episode VII“ und zuletzt mit Jyn Erso als Protagonistin im „Star Wars“-Sidestep „Rogue One“, der am 14. Dezember Premiere hatte. Es mag ironisch wirken, dass am Ende dieses Films auch die junge Leia noch einmal zu sehen ist: Als computergenerierte Figur mit den Gesichtszügen der jungen Carrie Fisher, die die Brücke zwischen alten und neuen Fans schlagen sollte. Und auch in „Episode VIII“, der Ende 2017 erscheinen soll, wird Fisher noch eine tragende Rolle spielen. Die Dreharbeiten wurden schon im Juli abgeschlossen. Sie selbst wird den Erfolg nicht mehr erleben: Sie starb nach einem Herzinfarkt am Dienstag im Alter von 60 Jahren.

(Print-Ausgabe, 29.12.2016)

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