Frankreichs Linke hat derzeit keine Chance, in Stichwahl um Präsidentenamt zu kommen.
Paris. Angela Merkel setzt auf François Fillon. Die deutsche Kanzlerin empfing am Montag den konservativen Kandidaten der französischen Präsidentschaftswahlen. Bei dem Treffen bezeichnete der konservative Ex-Premier die EU-Sanktionen gegen Moskau als sinnlos. Doch für Merkel ist etwas anderes wichtiger: Fillon hat derzeit die besten Chancen, Marine Le Pen in einer Stichwahl zu schlagen. In Umfragen liegt er mit 26 Prozent nur einen Punkt hinter der Chefin des Front National.
Für die französische Linke sieht es trostlos aus. Weder Ex-Premier Manuel Valls noch Ex-Bildungsminister Benoît Hamon (siehe unten), die beiden Finalisten der sozialistischen Vorwahlen, haben realistische Aussichten, sich im ersten Durchgang der Präsidentschaftswahlen am 23. April für den Schlussgang am 7. Mai zu qualifizieren. Sie liegen derzeit bei neun und acht Prozent.
Macron in Schlagdistanz
Weitaus besser reüssiert der sozialdemokratische Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron, der auf eigene Rechnung mit der neuen Bewegung En marche! antritt und in Umfragen auf 20 Prozent kommt. Auch der Linkssozialist Jean-Luc Mélenchon rangiert mit 13 Prozent deutlich vor den Bewerbern der Partei des scheidenden Präsidenten Hollande.
Die Sozialistische Partei (PS) zerreibt sich. Die Vorwahlen haben die Zentrifugalkräfte verstärkt. Sollte der zentristische Valls Präsidentschaftskandidat werden, dürften viele linke PS-Sympathisanten lieber gleich zu Mélenchon überlaufen. Im Fall einer Kandidatur Hamons indes würden die Reformisten zu Macron in die Mitte umschwenken.
So oder so befindet sich der PS in der Zange zwischen Macron und Mélenchon. Die politische und programmatische Klärung und Reorganisation der französischen Linken findet schon jetzt weitgehend außerhalb des PS statt. (r.b.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2017)