Frankreich: Parteilinker Hamon gewinnt Sozialisten-Vorwahl

Benoit Hamon
Benoit HamonAPA/AFP/PHILIPPE HUGUEN
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Der 49-jährige Benoît Hamon liegt deutlich vor Ex-Premier Manuel Valls. Damit vollzieht die Partei von Staatschef Hollande einen Linksruck.

Der Parteilinke Benoit Hamon ist der Kandidat von Frankreichs Sozialisten für die Präsidentschaftswahl in drei Monaten: Der 49-jährige Abgeordnete gewann die Vorwahl der Partei am Sonntag klar gegen den früheren Premierminister Manuel Valls. Laut vorläufigen Ergebnissen kam der frühere Bildungsminister auf rund 59 Prozent der Stimmen.

Hamons Sieg bedeutet einen Linksruck der Sozialisten, die bei der Präsidentschaftswahl allerdings als nahezu chancenlos gelten. Valls räumte am Abend seine Wahlniederlage ein, gratulierte Hamon "herzlich" und wünschte ihm viel Glück. "Benoit Hamon ist jetzt der Kandidat unserer politischen Familie." Der frühere Bildungsminister habe jetzt die "schöne Aufgabe", das linke Lager vor der Präsidentschaftswahl zusammenzuführen, sagte der Vertreter des rechten reformorientierten Parteiflügels.

Hamon sagte, sein Sieg zeige, dass die Linke "lebendig und leidenschaftlich sei". Er wolle die Sozialisten nun zu einem Sieg bei der Präsidentschaftswahl im April und Mai führen. Frankreich brauche eine "moderne und innovative Linke".

Der 49-Jährige, ein Kritiker der Politik von Staatschef Francois Hollande, war bereits in der ersten Runde der Vorwahl vor einer Woche vorne gelandet. In der Stichwahl galt er als klarer Favorit.

Hamon hat mit einem ausgesprochen linken Wahlprogramm viele der von Hollande enttäuschten Linkswähler für sich gewinnen können. Der 49-Jährige wirbt für mehr Investitionen, eine Senkung der Arbeitszeit und mehr Umweltschutz. Außerdem will er langfristig ein bedingungsloses Grundeinkommen in Höhe von 750 Euro für alle Erwachsenen einführen. An die EU-Defizitvorgaben will er sich nicht halten.

Absage an unternehmerfreundliche Politik

Das Votum vom Sonntag ist auch eine Absage der linken Wähler an die unternehmerfreundliche Reformpolitik von Staatschef Hollande. Valls, der im Dezember für seine Kandidatur als Premier zurückgetreten war, verkörperte diese Politik.

Hollande hatte im Dezember angekündigt, angesichts seiner miserablen Umfragewerte auf eine erneute Präsidentschaftskandidatur zu verzichten. Er wollte damit die Chancen seiner Partei bei der Präsidentschaftswahl erhöhen.

Allerdings gelten die Sozialisten nach wie vor als nahezu chancenlos. Laut Umfragen könnten sie in der ersten Runde sogar nur auf dem fünften Platz landen. Als Favorit gilt der konservative Kandidat Francois Fillon, auch wenn er durch eine Affäre um eine mögliche Scheinbeschäftigung seiner Ehefrau unter Druck geraten ist. Der frühere Premierminister dürfte bisherigen Umfragen zufolge zusammen mit der Rechtsextreme Marine Le Pen in die Stichwahl einziehen und dort gewinnen.

Auch zwei Konkurrenten aus dem linken Lager schneiden derzeit in Umfragen besser ab als die Sozialisten: der sozialliberale Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron und Linkspartei-Gründer Jean-Luc Melenchon.

Die Zersplitterung des linken Lagers nutzt Fillon und Le Pen. Hamon will nun ein linkes Bündnis schmieden: Er kündigte am Sonntagabend an, er wolle mit Melenchon und dem grünen Präsidentschaftskandidaten Yannick Jadot Gespräche über eine Zusammenarbeit führen.

(APA/AFP)

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