Macron und die angebliche Affäre mit dem Radio-France-Chef

Emmanuel Macron
Emmanuel MacronAPA/AFP/ERIC PIERMONT
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Der sozialliberale Senkrechtstarter wehrt sich mit einem ironischem Konter gegen Gerüchte über eine homosexuelle Affäre. Sie stammen vom Front National und werden gerne in Russland verbreitet.

Wien/Paris. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Emmanuel Macron ins Visier der Schmutzkampagne in Frankreich geraten würde. Schon lang kursierten in Paris Gerüchte um das vermeintliche Doppelleben des 39-jährigen Ex-Wirtschaftsministers, der derzeit als Mann der Stunde in der französischen Politik gilt – und als Favorit im Präsidentschaftswahlkampf. Offenkundig von politischen Gegnern lanciert, allen voran vom rechtspopulistischen Front National (FN), und über russische Medien in die Öffentlichkeit getragen, schlugen die Spekulationen über eine homosexuelle Affäre Macrons mit dem Chef von Radio France quasi mit Bumerangeffekt in Frankreich ein.

Mit Ironie und einer eleganten Spitze versuchte sich der sozialliberale Senkrechtstarter der üblen Gerüchte zu entledigen. Es handle sich dabei um ein Hologramm, das sich in Luft aufgelöst habe, sagte er in Anspielung auf einen Auftritt des Linkssozialisten Jean-Luc Mélenchon. „Brigitte fragt sich, wie ich physisch dazu imstande sein könnte. Sie teilt mein Leben von früh bis spät, und ich habe sie nie dafür bezahlt.“ Die Ehe mit der 24 Jahre älteren Ex-Französischlehrerin Macrons sorgt seit jeher für Aufsehen. Das Privatleben der Politiker galt in Frankreich als tabu, bis Medien begannen, die Affären der Präsidenten auszuschlachten – von Mitterrand bis Hollande.

Das russische Fernsehen breitete indessen noch andere Details über den ehemaligen Investmentbanker mit den angeblich guten Kontakten zu Hillary Clinton und der Finanzlobby aus dem Giftarchiv des FN aus. All dies soll Macron kompromittieren, belegt jedoch vor allem das Naheverhältnis Marine Le Pens zum Kreml. Sie bekundete stets Sympathien für Präsident Putin, russische Banken stellten großzügige Millionenkredite für den FN bereit. Die Indizien, dass die Regierung in Moskau nach der US-Wahl auch die Wahlen in Frankreich zu beeinflussen versucht, liegen somit auf der Hand.

Macrons Wahlkampfauftakt im Sportpalast in Lyon hatte am Wochenende die Inszenierung Le Pens, die nur wenige Kilometer entfernt ihr Wahlprogramm präsentierte, in den Schatten gestellt. Nach der Diskreditierung von François Fillon, des konservativen Präsidentschaftskandidaten, im Zuge von „Penelopegate“ – der Affäre um die Scheinbeschäftigung von dessen Frau – ist der Ex-Wirtschaftsminister laut Umfragen zum klaren Favoriten für die Stichwahl gegen die Front-National-Chefin avanciert. Als Zweitplatzierter in der ersten Runde würde Macron sich demnach für einen zweiten Wahlgang qualifizieren, bei dem zwei Drittel der Franzosen für ihn stimmen würden.

Sarkozy muss vor Gericht

Für den Fall eines Rücktritt Fillons suchen die Republikaner derweil eine Alternative. Nicolas Sarkozy kommt dafür wohl nicht in Frage: Ein Prozess in einer Wahlkampfspendenaffäre macht die Ambitionen des Ex-Präsidenten vollends zunichte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2017)

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