Timothy Snyder: „USA sind wie Zwischenkriegsösterreich“

Timothy Snyder lehrt Neue Osteuropäische Geschichte an der Yale University.
Timothy Snyder lehrt Neue Osteuropäische Geschichte an der Yale University.(c) Andrea Artz / laif / picturedesk.com
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Der amerikanische Historiker Timothy Snyder erklärt im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“, was seine Landsleute von Europas Abstieg in den Totalitarismus während der Dreißigerjahre lernen sollten – und inwiefern Präsident Donald Trump den österreichischen populistischen Demagogen Karl Lueger und Georg von Schönerer aus dem 19. Jahrhundert ähnelt.

Ihr neues Buch „Über Tyrannei: „Zwanzig Lektionen für den Widerstand“ rät dem Leser, sich in der Ära Donald Trumps auf Europas Geschichte der Dreißigerjahre zu besinnen. Was hat Sie dazu bewogen?

Timothy Snyder: Ich habe mir schon lange vor der Wahl im Frühling und Sommer 2016 gedacht, dass der Kandidat ein Desaster ist. Während des Wahlkampfes war es bereits klar, dass er politische Fiktion bereitwillig annimmt und Kundgebungen hielt, die mich an die Dreißigerjahre erinnerten. Mir machten auch seine Verbindungen zu Russland größte Sorgen. Die Liste der 20 Lektionen ist eine Reaktion darauf, dass Trump die Wahl tatsächlich gewann. Ich hatte das nicht erwartet, es aber für möglich gehalten. Das Buch ist der Versuch, das, was ich über die Geschichte und die Gegenwart Osteuropas weiß, zu bündeln, damit die Amerikaner nicht bloß schockiert sind und sich an die neuen Verhältnisse anpassen, sondern sich in einer Erfahrung erden und überlegen können, was sie konkret tun können.

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