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Michael Janistyn in einem Behandlungsraum der ''Team-Therapie''
Michael Janistyn in einem Behandlungsraum der ''Team-Therapie''(c) Clemens Fabry (Presse)
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Physiotherapeut Michael Janistyn fordert eine Vereinheitlichung bei Therapiekosten und den Kriterien, nach denen Behandlungen zugesagt werden: "Ich habe hier immer das Gefühl, Patient und Therapeut müssen gegen die Krankenkasse arbeiten."

Gelbe und grüne Streifen schlängeln sich entlang der Wände in der „Team-Therapie“-Praxis in Wiener Neustadt. Sie leiten zum Empfangsbereich und in den Warteraum, in dem Broschüren über Osteoporose und Schüssler Mineralstoffe aufliegen. Von dort aus führt eine Tür in den Logopädie-Raum, die nächste zur Ergotherapie. Sie beherbergen Sportgeräte, Matten und eine „Höhle“. „Das ist eine Art Schaukel, die in der Stresstherapie eingesetzt wird; in die können sich Kinder zurückziehen“, sagt Michael Janistyn, Gründer der interdisziplinären Praxis.

Der 34-Jährige lädt in die „Praxis 1“, jenen Raum, in dem die Erstbesprechung mit den Patienten stattfindet. Der Physiotherapeut hat die „multiprofessionelle Praxis“ vor sechs Jahren gegründet. Unter einem Dach finden sich seither (sowie mittlerweile an zwei weiteren Standorten im Süden Wiens) zwanzig Therapeuten, ein Unfallchirurg und ein Orthopäde. Alle fünf bis sechs Wochen setzt sich das Team zusammen, analysiert, tauscht sich aus. Eine Vorgehensweise, die sich im Logo der „Team-Therapie“ widerspiegelt: ein grüner Punkt in der Mitte, drei gelbe Punkte um ihn herum, verbunden mit einer grünen Linie. „Der Patient steht im Mittelpunkt, Ärzte und Therapeuten halten sich an den Händen, um für ihn miteinander das beste Ergebnis zu erzielen“, erklärt Janistyn.

Schreiende Nerven

Pro Monat führt das Team rund 900 Behandlungen durch. An diesem Tag hat eine Langzeit-Patientin, wie Janistyn sie nennt, einen Termin. Nach zwei Wirbelsäulenoperationen kam sie zu ihm. „Sie gehört zu den schwierigen Fällen.“ Denn durch die OPs sei schon viel fixiert worden, „von außen können wir daher wenig bewegen“. Gerade das sei aber nötig: „Wir machen bei ihr eine neurale Mobilisation, versuchen also an kritischen Punkten des Nervs die Durchblutung anzukurbeln.“ Denn: „Jedes bisschen Durchblutung, das dem Nerv fehlt, lässt ihn laut aufschreien.“

Eine Therapieeinheit dauert in der Regel 45 Minuten, manchmal eine Stunde. „Kommen neue Patienten, kann die Erstbehandlung aber durchaus bis zu zwei Stunden in Anspruch nehmen“, sagt Janistyn. Erst müsse er die Ausgangslage im Detail kennenlernen, dann führt er eine Probebehandlung durch. Konkret: „Ich behandle mit einer Technik lokal zehn bis 15 Minuten lang, um zu sehen, ob meine Schlussfolgerungen zutreffen.“

Zudem beschäftigt sich Janistyn seit dem Jahr 2010 mit der klinischen Psycho-Neuro-Immunologie. Die Gründe seiner vielseitigen Ausbildung: „Gesundheit ist nicht nur ein Gelenk, das ein Therapeut behandelt, sondern weit facettenreicher.“ Entsprechend werden in der Praxis neben Physio-, Ergotherapie und Logopädie auch Massagen, komplementäre Therapien mit Bachblütenessenzen oder Kinesiologie angeboten. Weiters finden sich Lifestyletrainings (Bewusstseinsbildung), Thinkman (Entspannungsarbeit via Ultraschallwellen), Scanlab (Elektrotherapie) und Sling Trainer (stabilisierendes Training mittels einer von der Decke hängenden Schlaufe) in der Liste an Angeboten.

Die Therapiekosten übernehmen zum Teil die Krankenkassen. Allerdings nicht überall gleich: „Niederösterreichs Gebietskrankenkasse bewilligt in der Regel zehn Behandlungen à 45 Minuten, in Wien sind es sechs Behandlungen zu je 30 Minuten.“ Janistyn fordert eine Vereinheitlichung bei den Kosten, aber auch bei den Kriterien, nach denen Therapien zugesagt oder abgelehnt werden: „Ich habe hier immer das Gefühl, Patient und Therapeut müssen gegen die Krankenkasse arbeiten. Ein aktives Miteinander würde allen zu Gute kommen.“

Veranstaltung

Am Montag, 21. August, stellt der Physiotherapeut Michael Janistyn im Rahmen einer Breakout-Session von 14.15 bis 17 Uhr im Elisabeth-Herz-Kremenak-Saal das Behandlungskonzept „Team-Therapie“ vor. Der 34-Jährige ist Gründer des gleichnamigen Gesundheitsinstituts in Wiener Neustadt, das unter einem Dach Ergo-, Logo- und Physiotherapeuten sowie Ärzte und Masseure beherbergt.

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