Meine Kinosozialisierung mit Episode V.
Im kommunistischen Polen der 1980er-Jahre verbrachte ich als Kind meine Sommermonate. Die beiden alten Kinos im Ort Sopot faszinierten mich. Auch, weil die Altersbeschränkungen täglich wechselten: So musste man nur etwas Geduld aufbringen, und ein Film ab 16 oder 18 Jahren (wie etwa „Predator“) war plötzlich ab 12 freigegeben. Welche Freude!
Dass es oft Jahre dauerte, bis US-Filme anliefen, sollte für mich ein Glücksfall sein. So konnte ich als Siebenjähriger Episode V, „Das Imperium schlägt zurück“ (1980), auf der Leinwand sehen. Beim Kinostart in Österreich wäre ich zwei Jahre alt gewesen. Dass es sich dabei gar nicht um den ersten Teil der Saga handelte, wusste ich damals nicht. Der Film zog mich mit der Titelmelodie in seinen Bann wie ein Traktorstrahl: die Schlacht auf Hoth, Lukes Jedi-Training bei Yoda, die Stadt in den Wolken und natürlich der ikonische Darth Vader. Der Film wurde mit Untertiteln gezeigt, so hörte ich James Earl Jones' kräftige Stimme. Jedes Mal versank ich im staubigen Kinosessel – auch wenn ich wenig verstand: Sowohl mein Englisch als auch mein Polnisch waren auf Padawan-Niveau. Das hat sich geändert. Meine Liebe für die düstere Episode V nicht.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2017)