Prozess um gesprengte Pizzeria: "Das halbe Lokal auf der Straße liegen gesehen"

Archivbild: Der Feuerwehreinsatz im März 2017
Archivbild: Der Feuerwehreinsatz im März 2017APA
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Ein Lokalbesitzer steht in Wien vor Gericht, weil er eine Brandstiftung in seiner Pizzeria in Auftrag gegeben haben soll. Nun schilderten Zeugen ihre Eindrücke von Explosion und anschließendem Brand.

Im Prozess um den Brandanschlag auf eine Pizzeria in Hollabrunn, die in der Nacht auf den 13. März 2017 in die Luft gejagt wurde, sind am Dienstag am Wiener Landesgericht Zeugen vernommen worden. Mehrere Hausbewohner und der Kommandant der Hollabrunner Feuerwehr schilderten ihre Eindrücke von der Explosion und dem anschließenden Feuer.

Eine 21-Jährige, die mit ihrer Familie zwei Stockwerke über der Pizzeria lebt, lag damals längst im Bett, als sie plötzlich eine Druckwelle verspürte und davon aufwachte. Dann vernahm sie ein Geräusch, das sie an kollidierende Fahrzeuge erinnerte. "Als ich aus dem Fenster geschaut hab', hab' ich das halbe Lokal auf der Straße liegen gesehen", verriet die Zeugin dem Schöffensenat (Vorsitz: Claudia Bandion-Ortner).

Die Mutter der jungen Frau hörte einen Rumpler und lief ebenfalls gleich zum Fenster: "Ich hab' nur Stichflammen gesehen." Sie hätte ihren Lebensgefährten geweckt und so schnell wie möglich mit ihrer Familie die Wohnung verlassen, gab die 51-Jährige zu Protokoll.

Der Feuerwehrkommandant Christian Holzer veranlasste persönlich, dass der Einsatz auf Warnstufe 3 erhöht wurde, als er sich nach der Alarmierung von zu Hause dem Brandort näherte. "Beide Geschäftsbereiche (neben der Pizzeria war im Erdgeschoß des Gebäudes ein Fahrradgeschäft untergebracht, Anm.) sind im Vollbrand gestanden. Es war sehr massiv", erläuterte Holzer im Zeugenstand. Vor Ort hätte er dann das ganze Ausmaß des Brandgeschehens begriffen: "Die Geschäftsportale sind auf der Straße gelegen. Das Fassadennetz ist runter gehängt wie ein Vorhang. An den Gebäuden auf der Straßenseite gegenüber hat es Schäden durch Trümmerflug gegeben."

Insgesamt sechs Feuerwehren waren im Einsatz. Nach mehreren Stunden konnte um 5.00 Uhr "Brand aus" gegeben werden. Problematisch war vor allem, "dass das gesamte Gebäude mit Gas beheizt wurde", wie Holzer darlegte. Aus Sicherheitsgründen wurde daher das mehrgeschoßige Wohnhaus evakuiert. Eine bettlägerige Frau konnte allerdings nicht nach draußen geschafft werden. Zwei Feuerwehrmänner wurden zu ihrer Sicherheit abgestellt - sie blieben mit Geräten, die laufend den CO2-Gehalt maßen, in ihrer Wohnung.

Auf die Frage der Richterin, ob nach der Explosion in der Pizzeria Lebensgefahr bestanden hätte, erwiderte der Hollabrunner Feuerwehr-Chef: "In den Wohnungen darüber ist schon ein sehr hoher CO2-Gehalt gewesen." Wenn die Bewohner diese nicht verlassen hätten, wäre jedenfalls Bewusstlosigkeit eingetreten. Zu den Fragen nach allfälligen gesundheitlichen Risiken sind in dem Verfahren, das vorerst bis 19. April anberaumt ist, noch eine ganze Reihe von Sachverständigen geladen.

Tschetschenen zur Brandstiftung angestiftet?

Der Betreiber der Pizzeria muss sich in dem Prozess wegen Anstiftung zur Brandstiftung und versuchten Versicherungsbetrugs verantworten, sein Neffe ist als angeblich in die Planung eingebundener Mittäter mitangeklagt. Die Explosion selbst sollen zwei Tschetschenen bewirkt haben, die sich in ihren Einvernahmen zur Brandstiftung geständig gezeigt haben. Fünf ebenfalls zur Anklage gebrachte Landsmänner sollen sie unterstützt haben, was diese jedoch abstreiten. Der Pizzeria- Betreiber und sein Neffe haben sich bisher wechselseitig belastet und behauptet, der jeweils andere hätte den Tschetschenen den Auftrag zum Feuerlegen gegeben.

(APA)

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