„Tatort“ Franken: "Wir sind umgeben von kleinen, hasserfüllten Kreaturen"

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Zwei libysche Migranten werden erschlagen - kann ein verstorbener Polizeikollege mit der Tat zu tun haben?

Unsere Wertung für diesen "Tatort":

7 von 10 Punkten

Worum geht's in "Ich töte niemand"?

"Zwei Dode aus Libyen - auf die widawärdigste Weise daschlog'n." Willkommen in Nürnberg! Der Kommissar mit dem passenden Namen Fleischer (Andreas Leopold Schadt) führt nicht nur die Kollegen Voss und Ringelhahn in die Geschehnisse ein, sondern auch den Zuschauer idiomatisch in die Region. Die Opfer - ein Geschäftsmann und seine Schwester - waren seit 15 Jahren in Deutschland, bestens integriert und überall beliebt. Der Ziehsohn des Mannes, ein hoch begabter Student, ist seit dem Vorfall verschwunden. Und noch ein Rätsel haben die Ermittler zu lösen: Was hat ihr bei einem Autounfall ums Leben gekommene Kollege Frank Leitner mit der Sache zu tun?

Worum geht‘s noch?

Kann es sein, dass ein unbescholtener, freundlicher Mensch eine Wahnsinnstat begeht? Was treibt einen Menschen dazu, andere so zu verachten, dass es in seinen Augen sogar Gewalt rechtfertigt? Kommissarin Paula Ringelhahn jedenfalls versteht die Welt nicht mehr, seit es Anzeichen gibt, dass Leitner, mit dem sie sehr vertraut war, etwas mit der Sache zu tun haben könnte. Ist dieser friedliebende Kollege in die rechtsradikale Szene abgerutscht, ohne dass sie es bemerkt hat?

Wer ermittelt in "Tatort: Franken"?

Kommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) lässt schon in den ersten Minuten dieser "Tatort"-Folge Dampf ab. Er ist verärgert, weil der Notruf nach dem Doppelmord mitten in seine Einweihungsparty platzt. Dass Kollegin Ringelhahn (Dagmar Manzel) zunächst so cool reagiert, packt er gar nicht: "Hast Du eigentlich so einen Das-geht-mich-nix-an-Knopf?", fragt er sie frustriert. Doch die Gute wird ihm bald den Platz auf der Psycho-Couch streitig machen: Der Verdacht gegen Leitner bringt auch sie an den Rand des Nervenzusammenbruchs.

Was gefällt?

Charakterdarsteller Hinrichs rettet sich als Kommissar Voss mit flapsigen Sprüchen durch manch kritische Situation. Er ist ein kauziger Kerl, der mit seinen Tiraden (gegen seinen Job oder penetrant schweigende Zeugen) bestens unterhält, ohne dabei dezidiert lustig zu sein. Schon gar nicht, wenn es so wie in diesem Fall um Fanatismus und Fremdenhass geht. Max Färberböck inszeniert einige eindrucksvolle Szenen zum Thema Verachtung ("Wir sind umgeben von kleinen, hasserfüllten Kreaturen, die nicht einmal ihr Fressen wert sind.")

Wo hakt's?

Kommissarin Ringelhahn wandelt plötzlich am Rande der Legalität - und schreckt nicht davor zurück, sich unerlaubt Zutritt zu Leitners Haus zu verschaffen. Dass sie von den Kollegen gleichsam ins Kreuzverhör genommen wird, ob ihr denn am Leitner wirklich gar nichts aufgefallen ist, wirkt doch reichlich outriert. Und dass der rassistische Lagerleiter ein tätowierter Bulle mit kurzgeschorenen Haaren ist - ein Klischee. Letztlich trägt das Böse aus dem rechten Eck hier aber sanftmütige Züge. Man kann eben doch in niemanden hinein schauen . . .

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