Was, wenn die Kunst schnöde Gebrauchsgegenstände aufs Podest hebt oder gar mit dem Design flirtet?
Marcel Duchamp hat 1913 mit seinem auf einem Hocker aufgebockten Fahrradrad samt Gabel als Erster ein Readymade zum Kunstwerk erklärt („Bicycle Wheel“). 1914 folgte der berühmte „Flaschentrockner“, 1917 sorgte ein von ihm signiertes Porzellan-Urinoir aus dem Sanitärbedarf in der Kunstmetropole New York für einen Skandal.
101 Jahre später hat nun der Münchner Künstlerkurator Stefan Lenhart die Frage nach der Idee des Werkes mit der Idee der Funktion verbunden. „New Forms of Beauty“ heißt das Projekt, zu dem er sieben Künstlerinnen und Künstler aus München, Wien und Berlin eingeladen hat und das nach der Erstpräsentation im Münchner Maximiliansforum nun in der Wiener Galerie Smolka Contemporary gezeigt wird. Neben dem Flirt mit der möglichen Anwendbarkeit der ausgestellten Objekte verbinden die gezeigten Werke vor allem die Auseinandersetzung mit dem Begriff der Schönheit und die Befragung der Gültigkeit beziehungsweise Wirksamkeit von Sinnlichkeit. Gilbert Bretterbauer etwa wirft eine Decke aus seidenweichem Hasenfell über einen hölzernen Couchtisch. Elisabeth von Samsonow arrangiert auf einem Glastisch eine Zeichnungscollage in einer Schatulle wie einen Spiegel als „Selfie Museum“ (Bild) und spielt damit auf die von ihr aktuell mehrfach bearbeitete Ambivalenz der „Psyche“ als Möbel und psychologische Kategorie an. Stefan Lenhart selbst stellt sich mit der durchaus auch als Gebrauchsobjekt einsetzbaren Lampenskulptur „Crystal Meth“ ein. Frenzi Rigling schließlich türmt Keilrahmen wie ein Totem zur bunten Säule. Weitere Künstler der Ausstellung: Michael Sailstorfer, Stefanie Ullmann, Claudia Wieser, Martin Wöhrl.
Smolka Contemporary: „New Forms of Beauty 2“ (1010 Wien, Lobkowitzplatz 3; 4. 5. bis 30. 5., smolkacontemporary.at)