Ein kunstsinniger Anwalt und ein Großraumbüro in unmittelbarer Nachbarschaft des Wiener Stephansdoms.
Mit diesen Parametern sah sich der Künstler Herwig Steiner konfrontiert, als er vor mehr als zwölf Jahren vom Juristen Andreas Manak den Auftrag erhielt, für die damals junge Anwaltskanzlei eine raumgreifende Installation zu entwickeln.
Steiner reagierte auf den Kontext und problematisierte auf einer Reihe zum Teil großformatiger gläserner Schrifttafeln, die zugleich als Raumtrenner fungieren, zwei kritische Momente der internationalen Rechtsprechung. Ausschnitte aus den Nürnberger Rassengesetzen und deren Durchführungsverordnung zitiert „Gesetz und Verbrechen“. „Not one more execution!“ thematisiert juristische Fallstudien zu Personen, die zwischen 1974 und 2000 unschuldig zum Tode verurteilt wurden. Bevor die Räume nun als Kanzlei aufgegeben und einer neuen, noch unbekannten Verwendung zugeführt werden, werden sie zum temporären Kunstraum Stephansplatz 6. Befreit von jeglichem Mobiliar, präsentieren sich die gläsernen Kojen mit ihren unbequemen politisch-historischen Texten ihrerseits in aller Nacktheit und Härte. Zugleich fungieren sie als Rahmen für die Präsentation einer Gruppe neuerer politisch-konzeptueller Arbeiten des Künstlers.
Stephansplatz 6: „Herwig Steiner (1956 L)“ (1010 Wien, Stephansplatz 6/3/2/7).