Trotz unvermeidbarer Spielerabgänge im Sommer wird Österreichs Meister auch künftig international reüssieren können, weil das selbsterhaltende System des Vereins funktioniert.
Es hat nicht viel gefehlt, konkret fünf Minuten und ein paar Elfmeter, und Salzburgs Europa-League-Märchen hätte tatsächlich eine finale Krönung erfahren können. Rolandos Tor in der 116. Minute riss Österreichs Meister aus allen Träumen, dass der vorangegangene Eckball der Franzosen gar nicht erst zur Ausführung hätte kommen dürfen, sollte aber nicht als Ausrede dienen. Denn Salzburg hatte im Rückspiel anders als im Stade Vélodrome auch Fortune, etwa als ein Handspiel von Caleta-Car im Strafraum gegen Ende der regulären Spielzeit ohne Konsequenzen blieb. Hätte der russische Schiedsrichter Karasew auf Elfmeter entschieden, wären womöglich auch die Diskussionen um Rolandos Treffer als obsolet zu betrachten.
Nach den 120 fesselnden Minuten von Wals-Siezenheim sollte aber ohnehin nicht ausschweifend über richtige oder falsche Schiedsrichter-Entscheidungen gesprochen werden, sie sind nicht mehr zu ändern. Salzburgs Darbietung bot ausreichend Gesprächsstoff, sie war auch gegen Olympique Marseille höchst ansehnlich. Dass Fußball nicht immer gerecht und Salzburg nach Hin- und Rückspiel als insgesamt etwas bessere Mannschaft ausgeschieden ist, bleibt am Ende zwar nur eine Randnotiz. Dass aber selbst eine der größten Mannschaften vor einem solchen Schicksal nicht gefeit ist, zeigte jüngst sogar das Champions-League-Halbfinale zwischen Bayern München und Real Madrid.
Für einen selbsternannten Ausbildungsverein hat der nationale Branchenprimus international in dieser Saison jedenfalls für erstaunlich große Schlagzeilen gesorgt. Eine Wiederholung dieses Erfolgslaufs in den nächsten Jahren ist keinesfalls Utopie, obwohl Abgänge von Leistungsträgern wie Valon Berisha, Amadou Haidara, Diadie Samassékou oder Stefan Lainer im Sommer kaum abwendbar scheinen. Doch das Salzburger System, basierend auf hervorragendem Scouting und exzellenter Jugendarbeit, hat mittlerweile Wurzeln geschlagen. Auf Verkäufe ist man vorbereitet, die Kaderplanung des Vereins passiert gut eineinhalb Jahre im Voraus. Nur so lässt sich selbst für einen Ausbildungsverein Erfolg in gewissem Maße planen.